Autor Thema: BZ-Tagesprofil unter Metformin  (Gelesen 7768 mal)

Offline Viola

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BZ-Tagesprofil unter Metformin
« am: September 08, 2011, 16:39 »
Hallo,

wie oft und zu welchen Zeiten um die Mahlzeiten ist eine BZ-Kontrolle sinvoll bei DM2 unter Metformin?

Die letzten 3 Tage habe ich mich sehr oft am Tag kontrolliert, weil ich bei einer Zufallsmessung vor 3 Tagen bei mir Werte von 225 oder sogar 245 mg/dl festgestellt hatte.
So hohe BZ-Werte wurden bei mir bislang noch nie gemessen in den ganzen Jahren. Auch mein Langzeitwert lag die letzten 3 Quartale bei 6,4.

Welche Zeiten einer Messung machen überhaupt Sinn, um ein aussagekräftiges Tagesprofil zu erhalten?

Derzeit messe ich in etwa so:
 
1. Morgens nach dem Aufwachen
2. 2 Stunden nach dem Frühstück
3. Vor dem Mittagessen
4. 2 Stunden nach dem Mittagessen
5. Vor dem Abendessen
6. 2 Stunden nach dem Abendessen
und manchmal auch schon 1 Stunde nach dem Essen oder auch noch vorm Schlafengehen.

Ich traue mich derzeit, kaum noch Obst zu essen, weil die Sprechstundenhilfe meines Hausarztes beim Aushändigen eines neuen Messgerätes gesagt hatte, Kohlenhydrate sollte ich reduzieren und erstmal kein Obst essen. Na und melden sollte ich mich, wenn die Werte über 300 mg/dl lägen und nicht runtergehen.

Ich will mich nicht verrückt machen, aber es auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nun bin ich total unsicher, was ich noch essen soll. Habe plötzlich auch ständig Hunter, wo ich in den letzten Wochen eher appetitlos war. Stelle ich dann z.B. Werte von 168 mg/dl fest, traue ich mich kaum noch, Brot zu essen.

In 2 Wochen ca. habe ich meine nächste DMP-Untersuchung und werde bei der Gelegenheit auch meinen Arzt löchern. Ich bin auch sehr gespannt, wie mein HbA1c ausfallen wird dieses Mal.

LG Viola

01/2004 beim jährlichen Checkup diagnostiziert - seither medikament. Behandlung mit Metformin 850 (3x1)

Offline Joerg Moeller

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Re: BZ-Tagesprofil unter Metformin
« Antwort #1 am: September 09, 2011, 10:43 »
Es ist schon verständlich, daß du jetzt so oft messen willst. Immerhin möchtest du daß dein BZ schön brav im Rahmen bleibt, bzw. möchtest du erfahren wie sich dies und jenes auf deinen BZ auswirkt.

Aber welche Konsequenz ziehst du daraus? Du hast ja kein Insulin, mit dem du einen erhöhten Wert korrigieren könntest.
Manche gehen dann ein bißchen spazieren, um den BZ wieder zu senken. Andere stellen beim nächsten Mal ihre Mahlzeit um, lassen Lebensmittel mit viel Kohlenhydraten oder einem hohen glykämischen Index weg (http://www.diabetesinfo.de/grundlagen-fuer-fortgeschrittene/glykaemischer-index.html)

Viele stellen auch fest daß die Werte sich ständig ändern (was ja eigentlich völlig normal ist) und sind dann erst recht verunsichert.

Ich denke Messfrequenzen wie du sie beschreibst sind bei reiner Metformintherapie zwar sehr informativ, aber nicht jeden Tag notwendig.

Ich würde sagen alle 2-3 Tage mal eine Messung des Nüchtern-BZ und gelegentlich mal eine Kontrolle nach einer KH-reichen Mahlzeit sind ausreichend.
Die einzige medizinische Konsequenz deiner Messungen ist ja den Punkt zu erkennen, ab dem Metformin alleine nicht mehr ausreicht. Und zusätzlich natürlich einmal im Quartal eine HbA1c-Messung.

Messungen sind Wegpunkte, an denen man sich orientieren kann. Viel wichtiger ist aber der Weg zwischen den einzelnen Punkten. Je mehr ich mich darauf konzentriere nicht vom Web abzukommen, desto wahrscheinlicher ist es, den nächsten Wegpunkt zu treffen.

Bei Bewegung ist die Vorgabe ziemlich einfach: stetige, nicht zu hohe Belastung senkt den BZ. Regelmässiges Spazierengehen reicht da oft schon aus.
Essenstechnisch kann man schon viel mehr machen. Indem man sich z.B. mal damit beschäftigt welche Nahrungsmittel/Mahlzeiten sich ungünstig auf den BZ auswirken, welche günstiger sind und was von den günstigen man überhaupt mag. Man will ja immerhin essen und nicht sich einfach nur ernähren (das ginge auch mit Nährstoffkonzentraten)

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Viola

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Re: BZ-Tagesprofil unter Metformin
« Antwort #2 am: September 09, 2011, 12:30 »
Hallo Jörg,

vielen Dank für deine Antwort, die mich doch ein wenig beruhigt hat.

Stimmt, derzeit mache ich mich etwas verrückt durch die für mich höheren Werte.
Insbesondere dann, wenn ich dann Werte von knapp 190 mg/dl 1 Stunde nach dem Frühstück messe, wie heute. Nüchtern nach dem Aufstehen hatte ich 151 mg/dl.

Mit dem GI werde ich mich unbedingt mal beschäftigen! Vielleicht esse ich ja doch das Falsche, obwohl ich denke, das Richtige zu essen. Auf alle Fälle notiere ich alles Mögliche nach SiDiary.

Die Bewegung will ich fest in mein Tageskonzept integrieren. Früher habe ich mich trotz Übergewichts immer aktiv bewegt und mich wohlgefühlt. In den letzten Jahren hingegen wurde ich immer mehr zum Sesselpuper, der sich kaum noch bewegte.

Verstärkt wurde das Ganze noch durch eine Depression und entsprechende Medikamente (SSRI) dagegen. Die habe ich jedoch jetzt abgesetzt vor ca. 8 Wochen (natürlich unter Rücksprache mit meinem Doc). Die sollen ja die BZ-Werte auch beeinflussen.
Vielleicht lag ich deshalb die letzten Jahre so gut. Hast du darüber schon mal was gehört oder gelesen?

Ich habe auch soviel gemessen, damit ich bei meinem Doc in 2 Wochen auch was vorweisen kann. Dauerhaft könnte ich mir das gar nicht leisten, weil ich die Teststreifen ja auch selber zahle.

Was verstehst du unter einer KH-reichen Mahlzeit?
Wäre das z.B. schon wie heute ein Frühstück mit einem 55 g VK-Brötchen mit Senf und Gewürzgurke oder eher so etwas wie gestern mein Abendbrot in Form von 250 g Salzkartoffeln mit 350 g Blumenkohl, 1 EL Butter und 2 Spiegeleiern?

Grins - derzeit ernähre ich mich mehr, als dass ich esse - vor lauter Angst, was falsch zu machen und wegen der für mich ungewohnt hohen Werte. Voll ertappt!

Ich muss mich wieder daran gewöhnen, mehr in der Küche zu stehen und mir etwas Gutes zu tun, indem ich mehr Wert auf mein Essen und dessen Zubereitung lege. Konnte ich mal gut und werde ich auch wieder hingelangen.

Auf alle Fälle war ich heute schon das erste Mal draußen und bin schnell gegangen bei Musik über Feld und Wiese. Erstaunt war ich, dass ich nach guten 10 Minuten eine für mich relativ große Runde geschafft habe. Mein PP-Wert nach dem Frühstück lag dann auch bei 124 mg/dl.

Es gibt viel zu verändern in meinem täglichen Lebensablauf. Das wird nicht einfach, aber ich will es gerne schaffen. :)

LG Viola
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Offline Hexe

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Re: BZ-Tagesprofil unter Metformin
« Antwort #3 am: September 10, 2011, 20:25 »
Hallo Viola

 ich finde es toll wie motiviert du bist. ich hatte ja schon geschrieben, verändere nicht zu viel auf einmal, immer schön langsam Stufe für Stufe. Und jede Veränderung erst mal solange bis sie fest im Tagesablauf integriert ist. So wie beim Igeln :)
Zu den Kohlenhydraten und dem Essen schreibe ich dir gleich noch was im Igel- Thread :)

Liebe Grüsse Vera
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Offline Viola

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Re: BZ-Tagesprofil unter Metformin
« Antwort #4 am: September 11, 2011, 11:03 »
Hallo Vera,

ich brauchte, um mich beruhigen zu können, einen schnellen Einstieg und habe erst einmal eine Vollbremsung hingelegt, um den hohen BZ-Werten schnell etwas entgegen setzen zu können. Angst ist eine sehr starke Motivation.

Sicher wird sich alles im Laufe der Zeit normalisieren, bis ich für mich ein Konzept gefunden habe, mit dem ich gut leben kann. Ich sehe es auch als Herantasten und Ausprobieren.

LG Viola
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Offline Joerg Moeller

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Re: BZ-Tagesprofil unter Metformin
« Antwort #5 am: September 12, 2011, 11:34 »
KH-reiche Mahlzeit wäre z.B. 2 Brötchen mit Marmelade. 2h pp sollte der BZ dann am besten unter 160, aber mindestens unter 200 liegen.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Viola

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Re: BZ-Tagesprofil unter Metformin
« Antwort #6 am: September 13, 2011, 14:06 »
Ah danke für die Antwort, Jörg. :)
Das werde ich dann mal ausprobieren bei einem Wochenend-Frühstück und kontrollieren. Derzeit liege ich wieder ganz gut mit den Werten, weil ich sehr darauf achte, was ich esse und dass ich mich einmal am Tag mindestens 10 Minuten ausgiebig extra bewege.

LG Viola
 
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Re: BZ-Tagesprofil unter Metformin
« Antwort #7 am: September 14, 2011, 11:43 »
Derzeit liege ich wieder ganz gut mit den Werten, weil ich sehr darauf achte, was ich esse und dass ich mich einmal am Tag mindestens 10 Minuten ausgiebig extra bewege.

Ja, ich les da in deinem Igel-Thread mit, das machst du eh schon gut. Metformin unterstützt dich, aber den Bärenanteil machst du mit deiner Lebensstil-Änderung. Damit hast du dich entschieden, daß nicht der DM was mit dir macht, sondern du was mit dem DM machst :super:

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Piek7

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Re: BZ-Tagesprofil unter Metformin
« Antwort #8 am: November 07, 2011, 10:52 »
Hallo Viola,
auch ich habe nach der Diagnose, die für mich überraschend kam eine Vollbremsung hingelegt und mich erst einmal gar nicht mehr getraut was zu essen. Hinzu kam dann noch das Messgerät was mir dann trotzdem immer zu hohe Werte zeigte. Ich hatte dann so wenig gegessen das ich ganz rasch einige Pfunde abnahm. Nur ging es mir dabei nicht besser, seelisch gesehen, und ich dachte mir das es das nun war mit dem schönen Leben.

Ich habe mich am Anfang "totgemessen" und wurde nur noch unsicherer. Gerade wenn man diese Diagnose bekommt hat man das Gefühl, ich bin krank. Da DM nicht wirklich korrigierbar ist wird man ja auch direkt chronisch krank.

Gerade ein Typ 2 Diabetiker muss nicht jeden Tag 4 mal messen. Das wurde mir auch erst im Laufe der Zeit bewusst. Für meinen Doc und die Statistik messe ich noch einmal die Woche.

Ich mess ab und zu mal zwischendurch wenn ich mich komisch fühle um so ein Gefühl für meinen DM zu bekommen. Bisher habe ich festgestellt das ich "heiße Ohren" bekomme wenn mein BZ zu hoch ist.

Herzliche Grüße
Frank
carpe diem