Um noch eins oben drauf zu setzen: im Zweifelsfall immer die volle Dröhnung ballern, der Notarzt fackelt auch nicht lange. Man kann als Laie nie wissen, womit man es zu tun hat und wie hier schon zu lesen war: im schlimmsten Fall ist der Patient über den Jordan. Zuviel Glucagon gibts nicht, denn das regt ja nur die Leber an, Glucose auszuschütten. Wenn kein Glycogen mehr da ist, hörts auf. Wenn aber, wie bei Langzeitdiabetikern nicht selten, gar kein oder nur ganz wenig Glycogen in den Speichern ist, kann so eine Glucagon-Spritze auch mal wirkungslos sein.
Deshalb habe ich gar nicht erst welches zu Hause. Wenn man innerhalb 10 min keinen Erfolg mit TZ oder Glucagon sieht, bleibt nur die 112 zu wählen. Gleich den Diabetes mit erwähnen, dann lassen die (hoffentlich) alles fallen und kommen...
Man sollte auf jeden Fall, solange der Patient noch schlucken kann, TZ oder Cola versuchen. Was auch geht, ein Plättchen in die Backentasche kleben, das wirkt ja auch über die Mundschleimhaut, wenn es sich auflöst. Auch mit Glucagon: sobald das Bewußtsein soweit ist, das Schlucken geht, TZ hinterherpfeffern und anschließend Knäcke, Zwieback oder irgendwas anderes echtes.
Bei mir damals haben sie 3 oder 4 Glucoseampullen i.V. reingejagt.
Sie haben erst aufgehört, als ich wieder hell wach war und mich anschließend gleich ins KH mitgenommen. Es ist nicht auszuschließen, daß die Gegenregulation dann doch später einsetzt und man ins Koma (anderes Extrem) fliegt, damals gabs ja noch keine BZ-Meßgeräte für uns. Also nach einer schweren Hypo muß man IMMER engmaschig ein paar Stunden den BZ kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren.
Ich wachte auf, schaute in sein Gesicht und er sagte lapidar: Ah, da sind wir ja wieder
Ich war aber die ganze Zeit nicht ganz weg, denn die Krampferei habe ich z.T. mitgekriegt, ebenso den Kampf meines Gehirns, das Bewußtsein wiederzuerlangen. Das meinte ich damit, das Gefühl ist obersch..... so etwa wie extreme Alpträume habe ich das empfunden. Bei mir war das Gehirn leider nicht so gnädig, mich auszuknipsen.
Ich habe auch schon mehrfach Mitpatienten aus Hypos geholt. (passierte damals in Karlsburg regelmäßig, dass einer nach dem Spritzen den Weg von der Station bis in den Speisesaal nicht mehr ganz geschafft hat, oder bei Ausflügen). Da war probates Mittel auch Cola. Cola hat eine Doppelwirkung: jede Menge Zucker in flüssiger Form und Coffein zur Stabilisierung des Kreislaufs.
Vermutlich hatte dein Patient vorher irgendwas fettreiches intus, dann kann gezuckertes auch mal länger dauern. In so einem Fall ,wenn mich eine Hypo nach dem Essen erwischt, lasse ich mir TZ auf der Zunge zergehen und meine Mundschleimhaut arbeiten. Über den Magen würd es ja nicht ankommen, der ist anderweitig beschäftigt.
Soviel aus dem Nähkästchen......
Gruß
Ulrike