Autor Thema: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?  (Gelesen 7007 mal)

Offline Floh

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Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« am: September 29, 2013, 10:03 »
Morgen zusammen.

Die Amerikaner haben da eine Studie veröffentlicht (http://care.diabetesjournals.org/content/34/9/1932). Darin sagen sie im Abstract, dass bei einem Start im Flugzeug bis zu 2 I.E. Insulin aus der Pumpe gedrückt werden, weil der Außendruck schwankt.

Meine Physik ist ja schon lange her, aber ich hielt Bauch - Schlauch - Pumpe eigentlich für ein relativ geschlossenes System (sonst würde das Insulin ja sonst wo hin spritzen). Solange mir nicht der Bauchraum drucklos gesaugt wird (unwahrscheinlich - da ist eine massive schützende Speckschicht rum) sehe ich das Problem nicht so ganz. Woher soll mein Insulin denn wissen, dass draußen weniger Druck herrscht?

Oder sehe ich da etwas grundsätzlich falsch und ich muss mir beim Fliegen mehr Sorgen machen als ich es tue?

Offline Gyuri

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #1 am: September 29, 2013, 15:03 »
Auch ich habe in Wirklichkeit keine Ahnung.
Zwei I.E. sind ja für sich genommen nicht so viel, wenn ich schaue, wie viel ich immer aus dem Pen ins leere spritze, bevor ich richtig zusteche. Aber mir ist schon klar, dass das für einen Pumpenträger entscheidend sein könnte.

Das diese 2 I.E. etwas mit den Druckveränderungen im Körper zu tun haben, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Der saugt ja nicht am Schlauch, sondern empfängt, was ihm die Pumpe zuteilt. Entscheidend bei Druckveränderungen kann nur der Bereich zwischen Pumpe und Kanüle sein. Und das ist wohl nicht so viel Volumen, dass es eine Rolle spielen würde. (schätze ich mal)

Wenn doch, müsste sich das ganze wieder bei der Landung umkehren, was dann wieder zu einer ausgeglichenen Bilanz führte. Ich glaube, bei der Boluszufuhr, werden oft Rechenfehler begangen, die weitaus markanter sind als diese zeitlich versetzte Basalrate.
Gruß vom Gyuri

„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“
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Offline Floh

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #2 am: September 29, 2013, 16:07 »
Da wäre ich mir nicht so sicher, Gyuri - ich brauche mit meinen knapp 40 Jahren nur ca. 15 I.E. am Tag, und ein ungewollter Bolus von 2 I.E. würde mich so um die 120mg/dl absenken. Das könnte schon mal böse schiefgehen.

Das stelle ich mir bei kleinen Kindern noch wesentlich schlimmer vor.

In den Zusatzdaten steht irgendwo, dass die Autoren des Papers sagen: Der Körper besteht hauptsächlich aus Wasser, deswegen werden Druckschwankungen sofort an die Kanüle weitergegeben und saugen dann. Und das leuchtet mir in keinster Weise ein. Auch die Begründung "bei einem katastrophalen Druckverlust muss die Pumpe abgekoppelt werden" halte ich für interessant. Wenn das Flugzeug katastrophal an Druck verliert habe ich meiner Ansicht nach wahrlich andere Probleme.. wie kein Dach mehr über dem Kopf. Alles seltsam.

Offline richi

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #3 am: September 29, 2013, 20:02 »
Hallo Floh,

mein letzter Physikunterricht war vor ca. 40 Jahren, aber  das Problem liegt, glaube ich darin, daß der Druck im System Pumpe ein anderer ist, als der, der draussen gerade herrscht.

Beispiel Tauchen : wenn Du auftauchst bleibt der hohe Druck in Deinem Körper erhalten, Du mußt langsam hochgehen, um einen langsamen Ausgleich zu schaffen.
Im Schwimmbad merkt man das schon an den Trommelfellen.

Ähnlich ist das bei der Pumpe ! Normalerweise ist die Verbindung Schlauch-Pumpe heutzutage so gestaltet, daß automatisch ein Druckausgleich erfolgt, sodaß das Problem gelöst ist.
Bei meiner Combo sind zwei kleine Löcher an dem Verbindungsteil Schlauch-Luer-Pumpe.
Herzlichst  richi

Offline Nordseekueste

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #4 am: September 29, 2013, 20:07 »
Das Thema ist ja nicht neu, taucht immer mal wieder auf, darum einfach mal ein paar Links:

http://www.diabetes-deutschland.de/news277.html

http://www.diabetes-deutschland.de/news272.html

Und damals, 1988 ... http://www.arznei-telegramm.de/register/9002026.pdf




Offline Floh

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #5 am: September 30, 2013, 09:33 »
Ich versuche eine Klarstellung :)

Wollte ja nun weder eine physikalische Abhandlung beginnen, noch die Publikation kritisieren (obwohl mir das schwer fällt - einen Katheter in der Luft baumeln lassen ist halt meiner Ansicht nach was anderes als im Bauch. Hätten ihn ja wenigstens in ein Würstel stecken können oder so).

Mich interessieren eigentlich Erfahrungen von anderen Pumpenträgern: Ist das Abheben im Flieger ein Problem? Muss ich mit Unterzuckerungen rechnen? Ich fliege ja normalerweise relativ viel, bin aber seit Pumpe (Juni 2013) nicht in einem Flieger gewesen (tolle Probephase - da fehlen mir dann Daten).

Die Links von Nordseeküste reichen ja von totaler Panikmache (das letzte: 315 Einheiten durch Druckschwankung abgeben? Wohl kaum, wenn nicht einer am Katheter saugt) bis zu übertriebener Verharmlosung (das erste Link: Eine Einheit Bolus macht schon einen Unterschied - das ist eine Korrektureinheit. Das merkt man!).

Offline Andreas

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #6 am: September 30, 2013, 10:49 »
Nein, nein, nein. So etwas habe ich noch nie erlebt!
Als die Diskussion schon einmal hochpoppte, habe ich, zugegeben sehr unwissenschaftlich, bei einer Nachfrage mein Reservoir ausgebaut, den Katheter abgekoppelt und am Schlauch mit aller Kraft gesogen - da kam nicht ein Tropfen.
:lachen:
Ich halte das für Quatsch mit Soße, Zeilenfüllen mit Panik, Unsinn.

Viele Grüße,
Andreas
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Offline moewe

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #7 am: September 30, 2013, 11:29 »
Ich versuche eine Klarstellung :)

Wollte ja nun weder eine physikalische Abhandlung beginnen, noch die Publikation kritisieren (obwohl mir das schwer fällt - einen Katheter in der Luft baumeln lassen ist halt meiner Ansicht nach was anderes als im Bauch. Hätten ihn ja wenigstens in ein Würstel stecken können oder so).

Mich interessieren eigentlich Erfahrungen von anderen Pumpenträgern: Ist das Abheben im Flieger ein Problem? Muss ich mit Unterzuckerungen rechnen? Ich fliege ja normalerweise relativ viel, bin aber seit Pumpe (Juni 2013) nicht in einem Flieger gewesen (tolle Probephase - da fehlen mir dann Daten).

Die Links von Nordseeküste reichen ja von totaler Panikmache (das letzte: 315 Einheiten durch Druckschwankung abgeben? Wohl kaum, wenn nicht einer am Katheter saugt) bis zu übertriebener Verharmlosung (das erste Link: Eine Einheit Bolus macht schon einen Unterschied - das ist eine Korrektureinheit. Das merkt man!).

Also ich bin mit meiner Pumpe schon mehrfach geflogen und hab nie etwas derartiges bemerkt!

Gruß
Ulrike
DM1 seit 1974, CSII seit 31.1.06, jetzt Akku Chek Combo mit Novorapid, Akku Chek Aviva, Connect, Guide,  Sidiary für Iphone, online und USB-Stick (leider nicht mehr)

Offline Floh

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #8 am: Oktober 01, 2013, 08:15 »
Danke zusammen. So etwas hatte ich mir erhofft: Aussagen von Betroffenen. Und ich verschwinde jetzt in einer dunklen Kammer, bevor ich wieder über Medizinerdoktorarbeiten lästere :)

Offline Trüffel

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Re: Pumpe fördert Insulin bei Druckschwankungen?
« Antwort #9 am: Oktober 01, 2013, 10:14 »
Ich schließe mich den anderen an. Auch bei meinen Flügen -mit diversen Pumpenmodellen gabs nie Probleme.
Wenn da was gewesen wäre, hätte man auch ein Verbot erteilt...

Was mir allerdings Frau Ulrike Thurm in der Pumpenschulung erzählte:
Sie war mal mit anderen auf einer Flugreise nach USA. Eine Diabetikerin hatte in der Früh geduscht und diesen roten Stöpsel auf die Pumpe (H-Tron, Disetronic) getan, damit sie wasserdicht war. Leider hatte sie vergessen, den Stöpsel auch wieder zu entfernen. Die Pumpe konnte somit den Druck nicht mehr ausgleichen.
Als das Flugzeug abhob, entleerte sich die ganze Ampulle und die Reisende bekam eine üble Unterzuckerung. Soweit ich weis, mußten sie in Island notlanden.
Keine Angst,  :zwinker:dieses Pumpenmodell gibt es inzwischen nicht mehr.  :zwinker:

Gruß
Trüffel
Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart