Autor Thema: Diabetes im Krankenhaus  (Gelesen 4267 mal)

Offline Tarabas

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Diabetes im Krankenhaus
« am: November 30, 2018, 23:43 »
Ich war die letzten Wochen im Krankenhaus.

Ich will einfach mal ein paar Erfahrungen, wild zusammengewürfelt mit Euch teilen:

Ich habe da meinen Diabetes in der Praxis komplett selber gemanagt. Also Messen (Libre) und Spritzen.

Man wollte für die Akte aber dennoch gerne meine Werte haben. Also auch nicht immer. Und mal mit Bolus, meist ohne. Und irgendwann hat man dann auch verstanden, daß dieser isolierte Wert gar nichts aussagt. War das Frühstück spät und kommt der Wert gerade von oben, dann ist 150 kein Thema. Wenn es noch 4 Stunden nach dem Mittag noch bei 150 liegt, dann ist das irgendwie plöd.  ::)

Als mein fiasp schneller alle wurde als gedacht und ich noch keinen heimatlichen Nachschub erhalten hatte, habe ich einen Tag vor Ende bei den Schwestern angefragt: kann ich morgen eine fiasp Patrone bekommen? Jo, klar. Am nächsten Tag ... fiasp? Ist das Novorapid? oder Humolog? Äh, das ist irgendwie novorapid, nur neuer ... hm haben wir nicht, haben auch rumtelefoniert, hat hier keiner. Naja dann halt ein paar Tage Novo ...  :gruebeln: Und das ganze natürlich als Flexipen, also mußte ich erstmal die Patrone da rausfummeln.  :moser:

Ich hatte in der Zeit wechselnde Zimmernachbarn, viele ältere Herren 70+, mit Diabetes. Einer nur mit Basal, die Werte waren so ganz in Ordnung 100-200. Ein anderer, der nahm morgens Lantus (IIRC) und sonst hatte er ein Korrekturschema, was halt nur bei hohen Werten korrigierte, fürs Essen kein Bolus. Oft kam er sogar auf Werte wie 130 präprandial. Aber sein Zielwert (also ab dem korrigiert wurde und der dann erreicht werden sollte) war 200 (sic!). Oh jott oh jott. (und er war auch öfter bei 250 und so)  :hilfe:

Zum Messen hatten die übrigens ein RIIIEEESEN Gerät. Da mußte erst der Bediener seinen Hausausweis mit scannen, dann wurde der Code des Patienten am Bett oder am Armbändchen gescant und dann erst konnte Blut gemessen werden. Hab aber leider nicht gesehen, welche Marke.

Einmal kam frühmorgens die Schwesternvisite, ich noch schlaftrunken. Geben Sie mal einen Finger her (ne nicht stechen sondern Puls) und dann noch Blutdruck. Dann nahmen sie noch meinen Scanner und maßen schnell. Hm ... ok ... war schlaftrunken, beachtete das nicht weiter. Zu annehmbarer Zeit dann aufgestanden, selber gemessen und wollte mal den Wert von der Visite abrufen ... hm, da ist ja nix? Wo haben die denn den Wert hergehabt!?  :kratz: Nachgefragt: nö wir haben nix gemessen ... ich hatte das im Halbschlaf geträumt   :lachen:

Gespritzt wurden die anderen im übrigen immer nach Nachfrage im Bauch oder Bein. Sowas wie ein Spritzstellen-Schema gab es aber nicht.

Manch Schwester wunderte sich am Anfang, warum trotz der Hinweises "Diabetes mellitus" auf den Essenkärtchen (die immer beim Essen bei waren, wohl sowas wie der Packzettel für die Tablet-Bestücker) immer nen Keks, Jogurth oder Eis (immer wieder Sonntag  :banane:) drauf war. Tja, gottseidank wußte wenigstens die Küche, daß wir Diabetiker keine Extrawurst gebraten bekommen.  :lecker: Ach ja, die kcal haben sie immer auf dem Essenplan vermerkt, aber BEs? Fehlanzeige?  :patsch:




Typ 2 - Janumet 50/1000 - fiasp und Levemir - Freestyle Libre

Offline Gyuri

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #1 am: Dezember 01, 2018, 00:55 »
Da gehts den Menschen wie den Leuten.  :ironie:

Ich könnte noch ganz andere Horrorgeschichten erzählen … lasse es jetzt aber bleiben.
Meine Frau war auf einer REHA (Schlaganfall) und konnte sich selbst nicht versorgen.
Ihren Spritzplan (ICT) verstanden die dort nicht. Dennoch waren da NUR Fachleute.
Sie gaben damit an, dass im Hause ein berühmter Diabetologe sei. Der ist zwar wirklich bekannt, jedoch hat er meine Frau nie zu Gesicht bekommen.
Meine Frau bekam einen starren Spritzplan mit lächerlich niedrigen Korrekturwerten, die überhaupt nichts bewirken konnten.
Aber das scheint dort keine Rolle zu spielen. Hauptsache kein Wert unter 80mg/dl!!!!!! 300 oder gar 400 mg/dl spielten keine Rolle.

Ich weiß ganz genau, warum ich in jedem kranken Haus bei der Aufnahme schon schreie: "Finger weg von meinem Diabetes-Management! Und bitte KEINE Diabetikerkost!"
Gruß vom Gyuri

„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“
(Karl Valentin)

Offline Kladie

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #2 am: Dezember 01, 2018, 10:34 »
Auch ich habe schon mehrfach erleben müssen, daß in Krankenhäusern die Kenntnisse über Diabetes nur rudimentär vorhanden sind. Selbst die sogn. "Spezialisten" kennen nur die Standard Vorgehensweise. Unterschiede T1 / T2 wenn Insulin gespritzt wird gibt es kaum und ansonsten sind andere Krankheitsbilder wesentlich wichtiger weil Diabetes nichts akutes darstellt.
Wir sollten aus der Vergangenheit lernen
und in der Zukunft alles ausprobieren.

Offline Renato

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #3 am: Dezember 02, 2018, 11:57 »
Ja, da hab ich auch meine Erfahrungen gemacht.
Ich bringe ja immer meine aktuelle SiDiary Auswertung mit ins Spital und betone, dass ich meine Diabetes (HbA1c=6) im Griff habe.
Letztes Mal (Versteifung C5/6) kam vor der OP die Diabetesberatung, ich willigte  :moser: dann ein, dass ich die Diabetesschonkoste erhalte.
Nach der OP wurde der Blutzucker gemessen, oh, der ist viel zu hoch (12) und ehe ich (noch etwas bedäppert von der Narkose) reagieren konnte, verpassten sie mir eine Insulinspritze.
Ich protestierte, da es doch ganz normal sei, dass nach der Verwendung von Cortison bei der OP, der Blutzucker steil in die Höhe gehe und sich dann von selbst normalisiere.
Da bin ich bei diesen "Spezialisten" nicht gut angekommen, sie belehrten mich, dass sie schon wissen was sie tun  :patsch:.
Anschliessend bekam ich dann das Mittagessen, das war absolut nicht für Diabetiker und der Dessert (Schwarzwäldertorte) schon gar nicht.
Hab mich dann beschwert und die Diabetesberatung verlangt. Das Gespräch war dann schon etwas heftig, ich hab ihnen vorgeworfen, dass sie keine Ahnung haben von Diabetes.
Anschliessend hatte ich dann etwas Mühe den BZ wieder mit meinen Tabletten zu normalisieren.

Grüsse Renato

Offline Tarabas

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #4 am: Dezember 02, 2018, 13:02 »
Äh, darf ich fragen, mit welchen Tabletten Du deinen BZ normalisierst? Und das mit dem Cortison, das ist ja richtig, daß das den BZ treibt. Aber AFAIK spritzt man dagegen durchaus Insulin und zwar viel und früh. Weil sich der BZ eben nicht so einfach normalisiert.
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Offline Renato

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #5 am: Dezember 02, 2018, 17:34 »
Ich nehme Novonorm 1 mg vor jedem Essen.
Wenn ich Sport treibe, dann muss ich vorher pausieren, damit ich nicht in eine Unterzuckerung hineinlaufe oder  :mahl:.
Grüsse Renato

Offline Tarabas

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #6 am: Dezember 02, 2018, 19:52 »
Ah, ne BSD-Quetsche :-)
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Offline Kladie

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #7 am: Dezember 03, 2018, 10:08 »
Zitat
orginal Tarabas:
Ah, ne BSD-Quetsche :-)

Na ja - so ganz stimmt es nicht. Die BSD wird nicht gequetscht sondern schliesst die ATP-abhängigen Kaliumkanäle, damit die Betazellen mehr Insulin abgeben können. Siehe hier:
https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=repaglinid
Die BSD wird also nicht gequetscht sondern gesaugt. Ausquetschen hört sich so negativ an. So ähnlich funktioniert der Sulfonylharnstoff auch das ist korrekt. Es sollte also nicht mehr Mittel der Wahl sein aber wenn Renato damit zurecht kommt ist es doch OK. Ich persönlich bevorzuge allerdings Insulin weil die Hypogefahr besser beeinflußbar ist.

Dass die Leute im Krankenhaus damit nicht zurecht kommen ist eine andere Baustelle.
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Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #8 am: Dezember 03, 2018, 12:19 »
Ich hab da auch keine guten Erfahrungen gemacht, weder beruflich noch privat.

Beruflich hab ich zwar immer versucht den Kollegen die Zusammenhänge zu erklären, bin damit aber nicht zu jedem durchgekommen.
Bestes Beispiel war ein DM1er auf unserer Intensivstation: der bekam sein Insulin über einen zentralvenösen Katheter per Spritzenpumpe, war also traumhaft schön zu steuern. Ich hab den zum Schichtwechsel immer schön im Zielbereich übergeben, bekam den zu Beginn meiner Schicht aber immer mit Werten um die 250-300 zurück :-/

Und als Patient kriegten Sie es in dem einen Haus - ausgerechnet in dem, in dem ich meine Ausbildung gemacht hatte - einfach nicht geregelt mir normale Vollkost zu geben. Statt dessen zum Abend immer Weißtbrot (sic!) und dieser Käseimitat.
In einem anderen KH war es - zumindest für mich - deutlich besser: normale Vollkost und meine BZ-Werte wurden von mir erfragt, statt (doppelt) zu messen.

Viele Grüße
Jörg
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Offline Biene

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Re: Diabetes im Krankenhaus
« Antwort #9 am: Dezember 03, 2018, 12:53 »
Hallo zusammen,

ich habe nach einem Unfall gute Erfahrungen im Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer gemacht. Direkt bei der Einlieferung haben sie meinen Blutzucker gemessen und nach meinem HbA1c gefragt, dann haben sie mir die Therapie weiter überlassen und die Pumpe schön die ganze Zeit drangelassen. Haben sich nur zwischenzeitlich mal versichert, ob alles ok ist. Auch bei der OP war meine Pumpe dabei. Man bat mich vorher, nicht zu knapp zu kalkulieren, weil ich ja eine Weile nicht essen konnte. So soll es sein!  :super:

Liebe Grüße,
Sabine