Autor Thema: Frage zur Statistik  (Gelesen 4375 mal)

Offline HC

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Frage zur Statistik
« am: September 16, 2004, 13:52 »
Hallo,

Ich benutze SI-Diary seit ein paar Wochen und muss sagen das mich das Programm überzeugt hat.
Ich finde es klasse das so etwas frei angeboten wird.

Es sind bei mir aber auch ein Paar Fragen zum Programm aufgetaucht. Insbesondere zum Statistikteil.
Insbesondere würde ich gerne mehr zum Durchschnittlichen Blutzucker wissen. Wie genau rechnet SI-Diary da?
Insbesondere wird ja wohl das Berechnungsverfahren für den Durchschnitt gewechselt wenn ich 'HBA1c interpolieren' anwähle.
Meine Vermutung ist das das Programm einen gewichteten Durchschnitt berechnet. Aber wie wird gewichtet?
Wäre es möglich beide Rechenverfahren einmal zu erleutern?
Und wo wir dabei sind:
Es wäre, zumindest für mich, auch schön wenn ich die Verlaufsgrafik etwas verdichten könnte. Also z.B. einen Tagesdurchschnittswert berechnen und die dann über die Zeit darstellen.
Der Vorteil wäre das ich in der Verlaufsgrafik nicht immer die täglichen Schwankungen sehen würde. (Also die täglichen Spitzen). Überhaupt denke ich das dabei eine geglättete Kurve helfen könnte.

Hans-Christian Wittler

Offline Alf

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Re: Frage zur Statistik
« Antwort #1 am: September 16, 2004, 14:43 »
Hallo Hans-Christian,

schön dass Dir das Programm gefällt - das höre ich nat. immer gerne...  :zwinker:

Wegen des Statistikteils hier nur ein paar Stichpunkte auf die Schnelle, ausführlich ist das in der Bedienungsanleitung beschrieben - wen das also genau interessiert, bitte dort einmal kurz 'reinschauen...

Der Mittelwert ist standardmäßig eine "stinknormale" Mittelwertberechnung, d.h. Werte summieren und durch die Anzahl teilen, klar...

Wenn das Flag HbA1c interpolieren aktiviert wird, kommt (meistens) ein anderer Mittelwert heraus (und damit einhergehend auch ein anderer HbA1c, denn der ist ja "nur" ein aus dem Mittelwert berechneter HbA1c! Auch dazu mehr in der Bedienungsanleitung).

Mit der Gewichtung liegst Du schon ganz gut, wobei es keine Gewichtung ist, dass einzelne Werte stärker in den Mittelwert einfliessen als andere, sondern durch den Lückenschluss zwischen Messabständen versucht wird, ein realistischeres Bild abzubilden und in den Mittelwert einfliessen zu lassen.

Diese Interpolierung wirkt sich vereinfacht ausgedrückt in 2 Richtungen aus: Wenn man z.B. abends mit einem guten Wert ins Bett geht und am Morgen sehr hoch wieder aufsteht, führt dies bei der Interpolierung zu einem höheren Mittelwert (und nat. auch bei größeren Messabständen tagsüber)

Wenn man hingegen einen hohen Wert durch einen Korrekturbolus abgedeckt hat, sich aber erst später als die Wirkdauer des Bolusinsulins wieder misst, führt die Interpolierung zu einem niedrigeren Mittelwert (vorausgesetzt, die Korrektur war erfolgreich und der nächste gemessene Wert auch tatsächlich niedriger).

Letzterer Fall wird dadurch erreicht, dass die Interpolierung für die Zeit in der das Insulin wirksam war, auf den erst später gemessenen BZ-Wert herunterinterpoliert und ab dem Zeitpunkt, wo das Bolusinsulin nicht mehr wirkt dann von dem später gemessenen BZ-Niveau ausgeht (denn das ist ja auch bei der Korrektur beabsichtigt gewesen).
D.h. folgendes fiktives Beispiel:
Messung 10:00 Uhr 200 (mit Korrektur-Bolus)
Messung 20:00 Uhr 100
Standard-Mittelwert wäre (200+100)/2=150

Interpoliert mit z.B. Humalog und 3 Stunden Wirkdauer kommt als Mittelwert 123 heraus...was im Falle der erfolgreichen Korrektur nat. sehr viel realistischer ist...

Der Algorithmus, der dahinter steckt, hat glaube ich inzwischen sogar auch den "Oberskeptiker für errechnete HbA1c-Werte" halbwegs überzeugt, weil quasi an eigener Haut erprobt und labortechnisch überprüft... Gell Jörg?!  :zwinker:

Aber eines ist klar: Es ist und bleibt ein errechneter HbA1c, der von vielen Dingen wie Messhäufigkeit, Genauigkeit des Heim-BZ-Meßgeräts usw. abhängt und nie den Laborwert ersetzen kann!

Das mit der Verlaufsgrafik nehme ich mal in meine ToDo-Liste auf! :super:

Viele Grüße, Alf.
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Offline HC

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Re: Frage zur Statistik
« Antwort #2 am: September 16, 2004, 14:54 »
Danke für die Schnelle antwort.
Irgendwie dachte ich das ich die Anleitung dahingehend schon mal überflogen hatte... ich such nochmal...
Mir ist klar das gerade die Statistik immer sehr Interpretationsbedürftig ist. Ohne Verständniss der Herkunft ist eine Statistik leicht irreführend. Ich werd mal schauen ob ich da weiter durchkomme.
Du hast aber schon genau die Probleme die ich mit einem 'einfachen' Durchschnitt hatte angesprochen. Nämlich den Abstand zwischen zwei Messungen und die Auswirkungen davon auf den Durchschnittswert. So zum Beispiel wenn ich eine Unterzuckerung habe, deshalb nach kurzer Zeit nochmal messe, beide eher niedrigen Werte eintrage und damit dann meinen Durchschnitt doppelt drücken würde. Wenn ich deine Beschreibung aber richtig verstanden habe kann das ja nicht passieren da in der Berechnung der Zeitabstand drinn ist.

Offline Joerg Moeller

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Re: Frage zur Statistik
« Antwort #3 am: September 16, 2004, 19:00 »
Erstmal an Hans Christian ein
:welcome:

Ich hoffe, du fühlst dich wohl in unserer Runde :ja:

Der Algorithmus, der dahinter steckt, hat glaube ich inzwischen sogar auch den "Oberskeptiker für errechnete HbA1c-Werte" halbwegs überzeugt, weil quasi an eigener Haut erprobt und labortechnisch überprüft... Gell Jörg?!  :zwinker:

Ja, das kann ich wirklich sagen. Mein letzter Labor HbA1c war 6,8
Nach 100 Tagen SiDiary sah das so aus:
                                                          Interpoliert: 6,6
                                                          Nicht-Interpoliert 6,5

Ist zwar nicht viel aber mir sagt das trotzdem, daß Alfs Algorithmus besser ist als die HbA1c-Formel alleine.

Allerdings haben wir auch schon festgestellt, daß es da Unterschiede je nach Messgerät geben kann. Alf hatte z.B. mit seinem Freestyle eine größere Diskrepanz als ich mit meinem One Touch Ultra.

Neuere Versuche haben mir jetzt gezeigt, daß das Freestyle Mini (nicht Alf`s Modell) die Werte leicht höher anzeigt als das OTU. Also erwarte ich mir davon eine noch größere Übereinstimmung mit dem Laborwert.
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Offline Alf

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Re: Frage zur Statistik
« Antwort #4 am: September 17, 2004, 14:07 »
Allerdings haben wir auch schon festgestellt, daß es da Unterschiede je nach Messgerät geben kann. Alf hatte z.B. mit seinem Freestyle eine größere Diskrepanz als ich mit meinem One Touch Ultra.

Und wie ich eben von der Abbott-Hotline erfahren habe, werden meine Meßwerte mit dem Plasma-Kalibrierten Freestyle-Mini in Zukunft auch wieder näher am Laborwert liegen, weil sie mir ("als langjährigem Inhaber der Medisense Pens" nämlich eins schicken...  :super: *FreuFreuFreu*
(Auf Olli...  :zwinker: )

Ciaoi, Alf.
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Re: Frage zur Statistik
« Antwort #5 am: September 17, 2004, 14:15 »
So zum Beispiel wenn ich eine Unterzuckerung habe, deshalb nach kurzer Zeit nochmal messe, beide eher niedrigen Werte eintrage und damit dann meinen Durchschnitt doppelt drücken würde. Wenn ich deine Beschreibung aber richtig verstanden habe kann das ja nicht passieren da in der Berechnung der Zeitabstand drinn ist.
Na ja, nicht ganz... :o

Alle gemessenen (und eingetragenen!) Werte werden nach wie vor auch für die Summebildung verwendet und fliessen mit ein, so dass zig eingetragene Kontrollmessungen (ob z.B. die eigentliche Messung in Ordnung war) das Ergebnis schon verfälschen würden aber die Verfälschung ist nat. geringer, weil größere Messpausen nicht mehr unberücksichtigt bleiben...

Wer also lediglich seinem Messergebnis nicht getraut hat und sich danach mit gewaschenen Fingern nochmal misst, sollte nicht beide Werte in SiDiary eintragen - aber nochmal: selbst wenn, der Einfluss ist deutlich geringer als z.B. die Anzeige des 14-Tage-Durchschnitts mancher Messgeräte... :)

In Deinem Beispiel ist das Protokollieren absolut in Ordnung...
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Offline HC

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Re: Frage zur Statistik
« Antwort #6 am: September 21, 2004, 10:56 »
Ja klar, wenn ich meinem Ergebniss nicht traue, neu messe und ein deutlich anderes Ergebniss erhalte trage ich natürlich nur das neue Ergebniss ein weil ich ja davon ausgehe das das erste falsch war.
Auf jeden fall hab ich jetzt den Unterschied zwischen der 'Normalen' und der interpolierten Berechnung verstanden und denke das ich den interpolierten Wert für realistischer halte.

Statistik hat halt immer das Problem das man wissen muss wie man sie interpretiert. :)

Offline Joerg Moeller

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Re: Frage zur Statistik
« Antwort #7 am: September 22, 2004, 16:43 »
Statistik hat halt immer das Problem das man wissen muss wie man sie interpretiert. :)

Oder wie Churchill sagte: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast  :zwinker:
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