Autor Thema: Folgeschäden bei Diabetes  (Gelesen 19742 mal)

dingo1

  • Gast
Re: Folgeschäden bei Diabetes
« Antwort #30 am: Februar 18, 2007, 10:24 »
hi:)

die Gleichung reicht mir vorerst. Das Wort kleiner Spielraum hingegen nicht. Der Spielraum
ist vermutlich erschreckend größer als man glaubt. Gegen therapiebedingte Fehler und Gene hilft
er allerdings nicht. Risiko 0 geht also wirklich nicht!

Statt der Gleichung halte ich allerdings diese Risikoquadrate für anschaulicher. Die visualisieren
den Sachverhalt besser. Ich kenne sie aber nicht von der Medizin, habe daher keine Ahnung, wie man die
dort nennt.

Es geht ums Altern. Man nimmt alle 10 Jahre und baut so ein Quadrat auf.
Die sehen so aus...

3456
2345
1234
0123

Rechts oben steht ne riesen Zahl im Verhältnis zu links unten. Links unten ist also der grüne
Bereich. Ab jetzt wird es schwierig, da mehrdimensionales reduziert werden soll.

Man hat also alle zehn Jahre so einen Kasten. Die Zahlen werden immer höher, da man altert
und sie das Risiko für irgendwas angeben. Also selber Kastenaufbau alle 10 Jahre, Zahlen werden
nur größer.

Ab nun beginnt das Chaos der Vereinfachung. Für 100 Lebensjahre haben wir 10 Kästen. In dem
für "Mann" steht allerdings was anderes als im Kasten für "Frau". Was da drinsteht ist auch erstmal
egal. Wie für Mann/Frau, gehen die Quadrate für so ziemlich alles. Sie sind aber isoliert nichts
wert, da sie doch begrenzt sind. Der Anstieg der Werte von links nach rechts kommt vom gemessenen
Parameter 1, der Anstieg von unten nach oben kommt von Parameter 2.

Wenn man nun aber die Spät-/Folgekomplikationen als Kasten betrachtet (und nebenbei weiss,
dass Parameter 1 und 2 im wesentlichen vom Lifestyle kommen), wird der Spielraum größer.
Mit Diabetes und schlechten Genen stehen höhere Zahlen in den Kästen. Der Start ist also ab
Diagnose schlechter. Die Lifestyle-Marker wie Rauchen, Alkohol, Bewegung und Fettsucht hingegen
bringen einen nach ganz rechts oben in der Kiste. Und: die Zahlen steigen innerhalb eines Kastens
nicht linear von links nach rechts oder unten nach oben!

Als Betroffener habe ich nur die Möglichkeit "Life-Style", da mir sonst der nächste Gesundheitsökonom
die Diabetestherapie auf den Stand von 1970 zurückstellt, da ich ja trotz kostenintensiverer
Therapie nichts gelernt habe.

Versuche zur Vermeidung scheinen mir jedenfalls klüger als Diskussion um Schuld oder Therapie von
Dingen, die man vermeiden kann. Die Manipulationsmöglichkeit in der Verhaltensweise ist jedenfalls
größer als mehrheitlich angenommen.

mfG
Dingo1
ps: bevor man über ACE/Sartane oder sonstwas streitet, gilt der Satz von Anja. Noch wichtiger
allerdings ist auch ne effektive Blutdrucksenkung (incl. Kontrolle). Aus Erfahrung kann ich aber sagen,
dass die Diskussionsbereitschaft seitens der Mediziner schlechter wird, wenn man nach einiger Zeit nicht
deren Ziele erfüllt. Das sogenannte Gesamtbild entscheidet also mehrheitlich, was hier schnell geht.

dingo1

  • Gast
Re: Folgeschäden bei Diabetes
« Antwort #31 am: Februar 21, 2007, 22:50 »
hi:)

gilt das 1:9 für 2-er? 1-er hauen auf Niere und Augen. OK, 2-er auch. Nur ist ein 2-er
mehrheitlich noch deutlich älter.

Mit einem Mittel ging es bisher. Allerdings wohl nur zusätzlich mit Life-Style. Rauchen
weg, Schicht weg und die Medikamente noch anders eingenommen als der Pharmavertreter vom
Hersteller meinte. Man sollte allerdings auch irgendwo mal "normal" oder "gut" bzgl. Ein-
stellung von irgendwas hinterfragen. Ich habe 8 Jahre vor Diagnose DM als Ziel angegeben.
Das reicht für die allgemeinen Empfehlungen, da dort nichts war. Wer mir den RR weiter
runterquetscht und nur DM nennt, der kann gleich wieder gehen (jaja, das kommt davon, wenn
man mehrdimensionales runterrechnet und dann beginnt Fragen zu stellen). Wenn ich mich
als Super-Hoch-Risikopatient betrachten würde, benötigte ich mindestens noch nen Calzium-
kanalblocker. Normal reicht mir allerdings durchaus. Dafür allerdings normal überall und
möglichst nebenwirkungsarm und positiv bezgl. sonstiger Risiken.

Zum Sterben...tja: an irgendwas muss man wohl sterben. Ich erhebe auch nicht den Anbspruch,
dass ich mittels komplexester medikamentöser Therapie irgendwann der älteste Diabetiker
werden möchte. Die Lebenszeitverkürzung, die man sich hingegen mit mangelndem Life-Style
herbeiführt, sind in Deutschland derzeit allerdings schon bei der Bundesregierung auf dem
Tisch gewesen.

Daher auch dieser Quadratekram. Wenn man so denkt, versteht man sehr schnell, wie der
verlängerte Arm der Bundesregierung, das inzwischen in einschlägigen Kreisen sehr gut bekannte
IQWG, denkt und handelt. Zumindest bei Diabetes. Meine Blutdrucktherapie steht da wohl
demnächst auf dem Prüfstand.

Der verlängerte Arm der Bundesregierung wird durch Prof. Sawicki (keine Ahnung, ob Name und Titel
derzeit passen) vertreten. Der streicht da dauernd was zusammen und niemand weiss warum.
Mit dem Risikoquadrat wird das einfacher. Hinter dem IQWG steht sehr wahrscheinlich folgender
Gedanke:

trotz extrem erhöhtem Therapieaufwand tauscht die betroffene Klientel lediglich den Risiko-
faktor Blutzucker gegen den Faktor Übergewicht. Das mag medizinisch eventuell noch begründbar
sein. Im Sozialgesetzbuch steht bei uns allerdings auch noch das wort wirtschaftlich.
Die genaue Selektion seiner "anerkannten" Studien habe ich mir nicht angesehen. Die Methodik
passt aber zur aktuellen Politik und der Aussparung der (bisherigen) 1-er.

Wenn Betroffene den Joker Life-Style oder besser Normalgewicht verlieren, wird das zumindest
hier sehr eng werden. Ich bin mir nichtmal im klaren, ob der allseits empfohlene Beitritt zu
den DMP-s klug ist. Man gibt ja die Daten für den bisherigen Spielraum selber aus der Hand.

mfG
Dingo1
ps: das mit den 20 Jahren verschont, das gibt Hoffnung:)

dingo1

  • Gast
Re: Folgeschäden bei Diabetes
« Antwort #32 am: Februar 28, 2007, 17:25 »
hi:)

Zitat
Es sei sogar zu überlegen, diese Medikamente vorbeugend zu verordnen, d.h. wenn der Blutdruck noch gar nicht erhöht ist.


das ist weder finanzierbar noch kausal oder gar politisch begründbar:(

Zitat
Es sei sogar zu überlegen, diese Medikamente vorbeugend zu verordnen, d.h. wenn der Blutdruck noch gar nicht erhöht ist.


hmmm, ja und nein. Die Dinger schaffen einen gewissen Nierenschutz. Wenn das Gesamtbild aber nicht passt, bringt das nichts nennenswertes.

Zitat
Die Ursachen für hohen Blutdruck sind -


kannst Du total vergessen. Da haben selbst Fachkräfte keine Ahnung.

Zitat
Was meinst du damit? Habs leider nicht verstanden.


Tja, leider liegt der letzte 24-Std.-RR 8 Jahre vor meinem DM. In Ermangelung klügerer Meinungen liegt dann halt dort mein Ziel. Dort war ich für drei sehr kluge Mediziner sehr gesund (bis DM und Hypertonie bin ich das auch heute noch;)

Zitat
Na ja, ist DM halt eine Krankheit, die sich nicht durch Impfung verhindern oder durch Medikamente heilen lässt.


Heilung geht eh nicht, bekommt man bei uns sogar schriftlich vom Versorgungsamt. Bei den Spät-/Folgeschäden hingegen bin ich mir nicht so sicher. Wenn man es richtig macht ab Diagnose (und diese frühzeitig erfolgte), kommt man da wohl länger drumherum als manchem Betroffenen lieb ist.

Zitat
Menschen sind nicht so vorausschauend.


Richtig, hat die WHO, die UNO und die Bundesregierung auch erkannt. Jetzt läuft halt nach knapp 20 Jahren politikorientiertes Handeln, da die freien Menschen es nicht hinbekommen.

Zitat
Jedenfalls scheint mir die Idee, bei schon manifestem DM die Finanzierung der Medikamente einzuschränken, ziemlich kontraproduktiv, weil dann ja noch die Folgekosten der Spätschäden hinzukommen.


Nein, ohne Life-Style geht man mehrheitlich (wie ohne DM) an Herz-Kreislauf drauf. Die Spätschäden sind übrigens ein Witz gegenüber den sonstigen Kosten.

Ich wünsche aber trotzdem alles erdenklich Gute
mfG
dingo1

Offline monikawp

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Re: Folgeschäden bei Diabetes
« Antwort #33 am: August 24, 2007, 17:03 »
Zitat
Nur ist ein 2-er mehrheitlich noch deutlich älter.

Das stimmt ja wohl absolut nicht mehr!!
Wieviele Kinder und Jugendliche haben mittlerweile Typ2 und Tendenz steigend.
Auch fühle mich noch nicht alt und habe seit 2002 Typ-2. Bin gerade mal 44, wenn du das als alt bezeichnest  :baeh:

Monika
Typ-2-Diabetiker.
Zur Zeit abend 1 Metformnin. - Zusätzlich helfe ich mir mit 1x 1 Alsidiabet (Zimtprärat), komme ich sehr gut mit zurecht.
Zusätzlich noch Rennradfahren und Hundehalter (Bearded Collie)

Offline Joerg Moeller

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Re: Folgeschäden bei Diabetes
« Antwort #34 am: August 25, 2007, 12:25 »

Zitat
Nur ist ein 2-er mehrheitlich noch deutlich älter.


Das stimmt ja wohl absolut nicht mehr!!


Doch!

Zitat

Wieviele Kinder und Jugendliche haben mittlerweile Typ2 und Tendenz steigend.


Nicht so viele wie Erw. >40 Jahre
Meine Seite über Diabetes: http://www.diabetesinfo.de/
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hjt

  • Gast
Re: Folgeschäden bei Diabetes
« Antwort #35 am: September 07, 2007, 09:11 »
ich denke, wir würden uns über die Altersverteilung wundern, wenn tatsächlich mal generell gescreent würde. Einen leichten Vorgeschmack hat sich um die Jahrtausendwende mal die israelische Armee beim gezielten Auswerten von Wehrpflichtigen-Eingangsuntersuchungen geleistet und da erschreckend viele Diabetiker und noch mehr Prädiabetiker ausgewiesen - mehr mit Bauch, aber erschreckend viele nicht unsportlich und gewichtsmäßig völlig unauffällig.

Dass der Typ2 zahlenmäßig wirklich zunimmt und nicht nur entsprechend häufiger und früher diagnostiziert wird, hat bis heute auch noch niemand überzeugend belegt.
Nur mal zum Überlegen: Bis 1974 gab es keine Typ2, weil es bis dahin die Definition überhaupt nicht gab.
Bis Mitte der 80ger Jahre konnten die meisten Arztpraxen den BZ nicht spontan eben mal messen und haben ne nüchtern-BZ-Untersuchung nur bei begründetem Verdacht in Auftrag gegeben. In dem Zusammenhang wichtig: Typ2 galt als Alterszucker. Wer als jüngerer Mensch mit ähnlichen Anzeichen auffiel, wurde als Irrtum nach Hause geschickt, weil er für Alterszucker noch nicht alt genug war.
Ab Mitte der 90ger Jahre haben wir einen Anstieg der Typ2-Zahlen, weil die BZ-Untersuchung standardmäßig in die Nüchternblutuntersuchungen aufgenommen wurde.
Und wir erleben aktuell wieder eine Zunahme, weil mit DMP und Fallpauschalabrechnungen Anreize für die Ärzte bestehen, jeden Typ2 möglichst früh zu identifizieren.

Auf solche Art statistisch bereinigt könnte die Typ2-Epidemie wahrscheinlich ein gutes Stück schrumpfen.