Moinmoin,
interessant, wie die Medizin sich langsam umdenkt, und dazu passt auch, was Prof. Dr. Standl im Brennpunkt im aktuellen Diabetes Journal anlässlich der ausführlichen Darstellung der Inkretinwirkung(en) augenfällig demonstriert, auch wenn er sich im Kontext immer wieder wie beschwörend am alten angefressen & angesessen ausrichtet:
... belegt der starke genetische Einfluss bei Typ-2-Diabetes, dass man gut beraten ist, mit Schuldzuweisungen an die Adresse der Typ-2-Diabetiker zurückhaltend zu sein.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Medizin in einigen Jahren weiteren medikamentösen Fortschritts in der Lage sein wird, den Blutzucker eines potenziellen Typ2-Kandidaten beinahe so eng wie gesund zu führen, und dass dann wie selbstverständlich verkündet wird, dass der Typ2 viel früher in der BZ-Eskalation diagnostiziert werden und seinen BZ von Anfang an sehr viel enger als ein Typ1 führen müsse, weil er in vielen prädiabetischen Jahren mit immer länger und höher und schädlicher ansteigenden BZ-Spitzen schon sehr viel an Vorschäden gesammelt hat.
Zudem ist bisher noch nicht einmal im Ansatz geklärt, wie die Betazellen ihre Fähigkeit zur ersten der gesund 2-phasigen Insulinantwort auf jeden Glukoseeintrag verlieren und damit einen notwendigen Grund für jeden späteren Typ2 legen. Denn erst mit dem Fortschreiten dieses Versagens startet der BZ seinen zunehmend auffälligen Verlauf, der ihn unbehandelt Jahre später über die alten Typ2-Diagnoseschwellen von 1974 tragen wird.
Und die selben Mediziner, so sie denn dann noch leben, die vor Jahren noch den selbstverschuldeten Lebensstil-DM gegeißelt haben und die heute anfangen, ihre Schuldzuweisungen zu überprüfen, werden dann immer schon gewusst haben, dass ein vielschichtiger genetischer Störungsblock diese Erkrankung sukzessive generiert und in der Vergangenheit von gut gemeinten und in ihren Auswirkungen völlig falsch eingeschätzten Ernährungs- und Therapie-Empfehlungen auf tragische Weise fachoffiziell gefördert worden ist.
Bisdann, Jürgen