Ich war bis 13:00 Uhr da und hier mal eine Kurzzusammenfassung (zu Fachbegriffen: bitte fragen, mir geht das so wie ich es schreibe einfach leichter von der Hand):
1. Makroangiopathie - GefäßchirurgischPrimärziel ist die Revaskularisierung (Wiederherstellung des Blutflusses) um so eine Amputation zu vermeiden. Die Ziele der St. Vincenz-Deklaration (Amputationsrate um 50% zu senken) wurde nicht erreicht, eher im Gegenteil. Hauptgrund ist, daß der Gefäßchirurg zu spät hinzugezogen wird. In der Gefäßchirurgie in Mühlheim (
http://www.evkmh.de/gefaesschirurgische_klinik.html) landen die Pat. im Schnitt 32 Wochen nach Verdachtsdiagnose (gesamt=2 Tage bis 54 Wochen). Mehr als 50% der Pat. kommen direkt vom Hausarzt, nur 10% vom Diabetologen.
Als Verfahren stehen in erster Linie Minimalinvasive Eingriffe an (die aber für das betroffene Gefäß alles andere als "minimal" seien), konventionelle Eingriffe erst in zweiter Linie, wenn es nicht anders geht. Minimalinvasiv wäre z.B. die Stent-Einlage oder die Katheterdilatation, bzw. die Lysetherapie mit einem Fogarty-Katheter.
Konventionell wäre z.B. die Bypass-Mathode.
Unverzichtbar zur Prophylaxe sind der Nikotinverzicht (war ja klar), mehr Bewegung und eine möglichst optimale Stoffwechseleinstellung.
Diagnostik möglichst ohne Kontrastmittel, um die Nieren nicht zu schädigen (entweder über spezielle CT-Verfahren oder mit Kohlendioxid als Kontrastmittel)
2. Makroangiopathie - KardiologischHerzereignisse zählen zu den Haupttodesursachen bei Diabetikern, Diagnostik hat sich gewandelt weg vom Belastungs-EKG hin zur direkten Koronarkalk-Messung im CT (
http://www.klinik.uni-frankfurt.de/zrad/diagnostik/f_herz_02.shtml), weil es das schonendste Verfahren ist. Lang und breit wurde über die Vorzüge von Medikamentenbeschichteten Stents (
http://de.wikipedia.org/wiki/Stent) gegenüber herkömmlichen Stents berichtet. Letztere setzen sich früher wieder zu, scheinen aber weniger tödliche Endpunkte aufzuweisen, wenn man die Langzeitbeobachtungen heranzieht. Was wann sinnvoll ist sollte immer anhand der akuten Lage entschieden werden.
3. Sinn und Unsin bei Labordiagnostik für DM2 mit metabolischem SyndromGoldstandard ist immer noch die Abklärung nach den ATP III -Kriterien (
http://www.medicoconsult.de/wiki/Metabolisches_Syndrom siehe unter "Diagnostik"). HbA1c ist unverzichtbar und sollte <7 sein (Intervetionsgrenze nach den DDG-Leitlinien), besser noch unter 6 (
5er-Club
)
HDL-Cholesterin soll >40 sein, LDL dafür <100, besser noch <70. Blutdruck <130/80, besser noch <120/80
Statine sind daher das Mittel der Wahl grundsätzlich für jeden Diabetiker, unabhängig davon wo er gerade steht (das waren ja auch die Ergebnisse der Heart-Protection-Study, wenn ich mich recht erinnere)
C-Peptid ist ein verzichtbarer Routine-Parameter und sollte speziellen Fragestellungen vorbehalten sein. Interessanter da schon die Bestimmung des Proinsulins zur Prognose und um die momentane Resistenzlage abschätzen zu können. Auf den BZ hat Proinsulin nur ca. 10-20% der Wirkung von Insulin, auf die Fetteinlagerung wirkt es hingegen zu 100% und hat auch sonst noch schädigende Einflüße. (Anmerkung von mir: also früh mit einer Insulinsparenden Therapie beginnen, dann schüttet die Betazelle auch nicht so vielProinsulin aus).
In der Uniklinik wird dazu noch der HOMA-Index bestimmt (
http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/h/HOMA-Index.htm)
[urlhttp://www.labtestsonline.de/tests/hs_CRP.html?lnk=3]hsCRP[/url],
Adiponektin, PAI-I (Plasminogen Activator Inhibitor type I) und
Interleukin 6 werden dagegen eher als weniger nötig angesehen, weil die eh kaum bis gar nicht beeinflussbar sind.
4. Fortschritte in der GLP-1 ForschungHier bei uns sind da derzeit Byetta (=Exenatide; synthetisches GLP-1 Analogon) und Sitagliptin (Januvia, DPP-IV Hemmer) im Einsatz. Das nächste Gliptin steht schon unter dem Handelsnamen "Galvus" in den Startlöchern und nächstes Jahr soll noch ein drittes als Kombinationspräparat hinzukommen (Gliptin+Metformin).
Während unter Byetta auch signifikante Gewichtsabnahmen zu verzeichnen sind ist das bei den DPP-IV-Hemmern eher verhalten. Dafür haben die aber auch nicht solche Nebenwirkungen (Übelkeit, weil das Exenatide einen bestimmten Nervenplexus reizt, der darauf mit Übelkeit reagiert. Hat also nichts mit der verlangsamten Magen-Darm-Passage zu tun).
Die in der Presse erwähnten aktuten Pankreatiden unter Byetta sind nicht zweifelsfrei zuordnenbar. Einige davon traten bei Alkoholikern auf, andere bei Gallensteinen. (Der Vortragende Prof. Rüdiger Göke aus Marburg und sein Bruder Burkhard Göke aus München zählen übrigens zu den Pionieren der GLP-1 Forschung, auch wenn die Amis damit schneller auf dem Markt waren)
Anders als z.B. Glitazone brauchen Gliptine keine Kumulationsphase, d.h. sie wirken sofort und die Absenkung des Nüchtern-BZs sei schon nach einer Woche zu beobachten. Wenn nicht liegt das oft daran, daß sie nur morgens genommen werden; ein Umsetzen auf Abends würde dann den Aha-Effekt bringen.
Beides - Exenatide und Gliptine - wirken nur Glucoseabhängig. Also ohne zusätzliches Insulin oder insulinotrope Antidiabetika käme es auch nicht zu Hypos.
GLP-1 hat auch positive Auswirkungen auf die Betazellmasse, die darunter zunimmt und gleichzeitig den Zelltod der Betazellen hinauszögert (Betazell-Protektive Eigenschaft)
Fazit: für mich hat es sich wieder gelohnt, auch wenn es morgens Katzen geregnet hat