bekomme ich andauernd etwas zu Essen von Ihnen geschenkt. Wirklich süß, die Kleinen.
Übrigens ist es mitnichten so, dass Grundschul-Elternabende grundsätzlich noch gut besucht sind. Ich habe ja beschrieben, dass wir in einem sozialen Brennpunkt liegen. Auf dem allerersten Elternabend im ersten Schuljahr saß ich mit 6!!!!! Elternteilen im Klassenzimmer. Die Letzten kamen mit einer dreißigminütigen Verspätung, die Ersten mussten nach 60 Minuten wieder gehen. Zwischendurch klingelten drei Handys.So sieht es aus. Sie sind kaum in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern. Soll ich diese Eltern ernsthaft fragen, ob ich mich um meinen Diabetes kümmern darf?
Da können die Eltern vielleicht noch etwas durch ihre Kinder lernen. Ich kann mir vorstellen, daß die Diabetestherapie in den meisten Heimatländern Deiner Schüler anders gehandhabt wird als in Deutschland. Die Eltern leben aber auch hier und sind genauso möglicherweise irgendwann mal betroffen. In meiner alten Diabetologenpraxis gab es eine türkischsorechende Mitarbeiterin (Arzthelferin, MTA? keine Ahnung), die dann immer häufiger bei den Gesprächen mit dem Arzt gedolmetscht hat.
Mein Problem sind eher die Kollegen und die Frage, wieviel Verständis/Rücksichtnahme ich von Ihnen erwarten und auch einfordern darf? Soll ich Verlangen, von Ausfsichten befreit zu werden? Soll ich die Leitung einer mehrtägigen Klassenfahrt ablehnen, weil ich Angst habe, dass mein BZ Kapriolen schlägt undmir alles zu viel wird?
Bevor Du da etwas erwarten kannst, braucht es etwas mehr Kenntnis über den Diabetes bei Deinen Kollegen. So werden sie das nicht nachvollziehen können, zwar vielleicht hinnehmen, aber ohne Verständnis, was dahintersteckt, kann das irgendwann Probleme geben.
Der andere Weg wäre, Dich belastbarer zu machen. Bei den viel zitierten Schulungen in Althausenwird z.B. extra auf besondere Situationen eingegangen, bei denen es keine Pannen geben soll... egal, ob nun im Auto, bei Prüfungen, Vorträgen, wichtigen geschäftlichen Veranstaltungen o.ä. Grundlagen davon sind einmal zu wissen, wo man BZ-technisch steht, damit einen nichts aus heiterem Himmel anfällt, zum anderen zu wissen, was aktuell auf den BZ Einfluß hat... aktueller Bolus, Bewegung, Essen... und inwieweit sich das gegenseitig beeinflußt. Dann weiß man auch, wie es etwa die nächsten Stunden weiter gehen wird. Dann kommen noch Sicherheitsmaßnahmen dazu... "Schiß"- oder Sicherheits-BEs, die ein Abrutschen verhindern.
Neulich brachte eine Kollegin anlässlich ihres Geburtstages Kuchen mit. Ich hatte dummerweise mein Messgerät zu Hause gelassen und sagte ihr, ich würde ungern essen, da ich mein Messgerät nicht dabei hätte. Da ich gerade eine Phase hatte, in der ich gute Vorsätze hatte, wollte ich ungern "blind" schießen. (Sonst mache ich das gelegentlich auch mal )
Soll ich euch sagen, was eine Kollegin darauf sagte?
"Du hast es gut!!!! Du kommst wenigstens nicht in Versuchung, jetzt Kuchen zu essen. So eine Krankeheit müsste ich auch haben. Vielleicht würde ich dann endlich mal ein paar Kilo abnehmen."
Tja... die lieben Mitmenschen. Was es aber schön zeigt: Sie hat das auf sich und ihre Situation übertragen und das ganze danach beurteilt... nicht aus Deiner Situation heraus, weil sie die gar nicht kennt und auch nicht nachvollziehen kann. Sie kennt Deine Probleme oder Stolpersteine nicht. Genauso wird es bei den anderen sein und jeder hat seine eigenen Problemchen, jeder wird so eine Sache anders aus seinen Erfahrungen heraus beurteilen.
An manchen Tagen kann ich so etwas gut wegstecken, an anderen eben nicht so gut.
Nimms mit Humor...
Alles andere bringt Dich nicht weiter.
Grüße
Anja