kannst du mir bitte den Glykämischen Index näher bringen? Irgendwie habe ich das nicht richtig verstanden, ich dachte immer das hat was mit Kohlenhydraten und Blutzuckererhöhung zu tun.
Ja, das ist richtig. Die Menge an Kohlenhydraten zeigt an, wie hoch der BZ ansteigen kann und der Glykämische Index (GI) gibt einen Hinweis darüber, wie schnell das passiert.
Vergleicht man das mit einem Auto sind die Gramm KH die Strecke in Kilometern. Wie schnell du dort ankommst kannst du aber erst nach einem Blick auf den Tachometer abschätzen. Je höher der Wert auf dem Tacho (der GI), desto schneller bist du da (hat der BZ sein Maximum erreicht).
Du kennst das aber sicher auch: es ist eigentlich völlig egal, ob der Tacho jetzt 85 oder 72 anzeigt. Nicht egal ist es aber, ob der jetzt 85 oder 30 anzeigt.
Beim GI ist das nicht anders. Daher ist es völlig ausreichend in Kategorien zu denken: schneller GI (ab 70), mittlerer GI (50-70) und niedriger GI (kleiner als 50). Je niedriger der GI, desto langsamer der BZ Anstieg und desto besser kann das Insulin dagegen halten.
Nun habe ich heute zufällig mal einen Blick auf so eine Liste geworfen. Wieso haben denn Salat und Radiesschen einen Wert? Ich dachte die sind Kohlenhydratfrei und erhöhen den BZ nicht?
Hier mal ein eindeutiges
Jein Kohlenhydratfrei sind sie nicht, aber sie erhöhen auch den BZ nicht. Wie kommt das?
Dazu erinnern wir uns mal kurz daran, in welcher Form KH überhaupt ins Blut gelangen können. Sie können in Gruppen von zwei (Disaccharide; "Saccharid" ist der wissenschaftliche Name von Zucker und "Di" bedeutet soviel wie "Zwei") bis hin zu einigen tausend (Polysaccharide; Poly = viel) Zuckermolekülen vorliegen.
Stell dir mal jedes Einzelmolekül als ein Stück Würfelzucker vor. Und die sollen durch ein Loch, durch das gerade mal ein einzelner Würfel passt. Wenn man also einen aus mehreren Würfel zusammengepapptes Paket bekommt, dann muß man die ja erstmal alle voneinander lösen, damit sie wieder einzeln sind und durch das Loch passen.
Jetzt stell dir weiter vor, du hast dafür nicht ewig Zeit, weil diese Zuckerpakete auf einem Fließband auf dir vorbeirollen und du die nur durch 2 teilen kannst. Beim ersten Mal machst du aus 1000 = 2 x 500 = 4 x 250 = 8 x 125 usw.
Irgendwann sind sie soweit an dir vorbeigerollt, daß du sie nicht mehr erreichen und somit auch nicht kleiner machen kannst. Die Folge: du hast sie zwar zerkleinert, aber nicht so klein, daß sie durch das Loch passen. Sie bleiben also auf dem Fließband (das wir jetzt mal "Darm" nennen, bis sie irgendwann ungenutzt aus der Fabrik ("Körper" verschwinden.
So ist das auch mit dem Zucker im Salat und den Radieschen: die KH sind dort in so großen Paketen (Polysacchariden) zusammengepappt, daß sie nicht klein genugaufgelöst werden können um im Dünndarm durch die kleinen Poren ins Blut zu gelangen. Sie verschwinden ungenutzt im Stuhl. Der Ausdruck "Salat ist doch für'n Ar..." hat also seine Berechtigung
(Na okay, lecker ist er aber trotzdem und wir essen ihn ja nicht wegen dem Zucker sondern wegen der Vitamine und Ballaststoffe. Soviel Zucker, der nicht genutzt werden kann ist nämlich "nutzlos" oder anders ausgedrückt:
BallastWenn mal wieder einer von "Ballaststoffen" spricht weißt du, daß da von Zucker die Rede ist, aus denen der Körper keine Energie ziehen kann. Wirklich nutzlos ist er aber nicht, weil er dafür sorgen kann, daß der Stuhlgang nicht zu fest wird.
Das liegt daran, daß der Zucker Wasser an sich binden kann. Der Nahrungsbrei ist ja ganz oben im Darm (im Dünndarm) nicht fest, sondern sehr flüssig. Im Dickdarm wird ihm das Wasser entzogen, damit der Körper nicht austrocknet. Da kommen dann die Ballaststoffe ins Spiel, die das Wasser aber nicht hergeben wollen (egoistische kleine Scheißerchen....).
Und jetzt weißt du auch, warum man bei Durchfall viel trinken soll: weil man da mehr Wasser verliert als gut für den Körper ist. Und du weißt jetzt sogar,
warum der Durchfall so flüssig ist: weil da viel ungenutzter Zucker drin ist. (Durchfall -> etwas "fällt durch" ->Das Darm-Fließband läuft noch viel schneller als sonst =>Noch weniger Zeit um Zuckerpakete zu entpacken)
Und wieso haben Pommes einen so hohen Wert, wo die doch so fettig sind, ich dachte immer fettige Dinge brauchen länger bist sie durch den Magen sind.
Das ist richtig. In diesen GI-Listen steht aber niemals der GI einer Mahlzeit, sondern nur der von Mahlzeiten-Bestandteilen. Das Fett wird also nicht berücksichtigt. Es könnten ja auch Backofen-Pommes sein, die nicht soviel Fett haben wie die aus der Fritteuse.
Kartoffeln enthalten viele Ballaststoffe (Stärke = Polysaccharide = große Zuckerpakete). Aber: die werden auch sehr, sehr heiß gemacht durch das Fett. Das ist ja mehr, als wenn man die einfach nur kocht.
Stell dir das nochmal als Paket aus vielen Zuckerwürfeln vor. Legst du das in eine Bratpfanne, dann schmilzt es (es karamellisiert, wie man dazu sagt). Dadurch liegen die Stückchen Zucker, die der Hitzequelle am nächsten sind nicht mehr als Teil des Paketes, sondern als Einzelzucker vor (und sogar noch flüssig).
Und alles was als Einzelzucker (Monosaccharid (Mono = Einzel) vorliegt muß nicht mehr gespalten werden sondern kann sofort durch die Poren ins Blut gehen.
Daher wird alles, was einen hohen Anteil an Einzelzuckern hat auch einen höheren GI haben als alles, was vorwiegend aus großen Zuckerpaketen besteht.