Liebe Pia,
meine langen Antworten kennst du ja; diesmal ist sie nicht ganz so lang:
Nein, das stimmt nicht!
Für Analoga gilt in Sachen SEA (=Spritz-Ess-Abstand; also die Zeitspanne, die zwischen Spritzen und Beginn des Essens vergeht) genau das Gleiche wie für Normalinsulin: es gibt keine festen Regeln, daß muß man selbst ausprobieren.
Wozu überhaupt ein SEA?
Stellen wir uns den Körper mal als eine Fabrik vor. In der gibt es die Insulin-Arbeiter, die die Glukose-Pakete in die Zellen-Regale einräumen sollen, damit sie nicht das Blutgefäß-Fließband. Dieses Fließband wird durch einen Sensor überwacht und wenn gar keine Pakete mehr drauf sind stoppt es und die Firma geht bankrott
Die Annahmestelle für die Pakete ist der Dünndarm. Da gibt es Fenster, durch die nur die Pakete einzeln passen. Manche werden aber in Bündeln angeliefert und müssen vorher erst von den Jungs der Enzym-Gewerkschaft ausgepackt werden; so ein Bündel passt eben nicht durch das kleine Fensterchen. (Und manche werden sogar auf Paletten angeliefert, da haben die Enzym-Jungs jede Menge zu tun...)
Mehrmals am Tag kommt der Mahlzeit-Lieferwagen und liefert neue Pakete an. Manche sind echt flott unterwegs, weil sie auf Magen-Autobahn freie Strecke haben und der Pförtner sie auch schnell passieren lässt. Bei anderen dauern die Transporte viel länger, weil sie auf der fettigen Autobahn eben nicht so schnell fahren können. Und alles was so langsam daherkommt ist dem Pförtner suspekt, da lässt er sich mehr Zeit, um das passieren zu lassen.
Die Spritzen-Pausenklingel für die Insulin-Arbeiter muß das jetzt so regeln, daß die Ankunft der Glukose-Pakete auf dem Fließband und die Ankunft der Arbeiter zusammentrifft. Denn wenn die Insulin-Arbeiter zu lange auf sich warten lassen, dann türmen sich die Pakete auf dem Fließband, und das ist kein gutes Renomee für die Firma. Die Arbeiter dürfen aber auch nicht zu früh da sein, denn ohne die diskriminieren zu wollen: die sind so blöd wie ein Meter Feldweg. Die räumen einfach alles weg was ihnen in die Finger kommt. Die brgreifen einfach nicht, daß eine gewisse Menge auf dem Fließband bleiben muß, damit es weiterläuft.
Also muß der, der die Pausenklingel bedient immer den Überblick haben:
- sind die Straßen fettig oder nicht?
- wie groß sind die Bündel der Glukosepakete?
- welche Uhrzeit haben wir? (Morgens sind die Arbeiter meistens noch ein bißchen träge und gegen Abend werden sie auch langsam wieder müde)
- wie voll ist die Magen-Autobahn gerade?
Wenn man das alles aufeinander abstimmt hat man immer zur richtigen Zeit die richtige Menge an Arbeitern am Fließband. Bei schnellen LKWs schickt man die Arbeiter also los, bevor die LKWs aufbrechen. Und bei langsamen Lieferungen kann man sich damit mehr Zeit lassen. Sind die Straßen sehr fettig und die können nur sehr langsam fahren lässt man besser die Arbeiter noch ein bißchen im Pausenraum, obwohl der LKW schon losgefahren ist.
Und wie kann man das jetzt testen?
Mit Stichproben: einfach mal eine Stunde, nach dem die LKWs auf den Weg geschickt wurden nachmessen, wieviele Pakete auf dem Fließband sind: ist es zu voll waren die Pakete schneller da als die Arbeiter. Also: Arbeiter das nächste Mal früher losschicken.
Ist es zu leer sollten die Arbeiter beim nächsten Mal nicht so eine lange SEA-Pause machen.
Und da ist es jetzt völlig egal, in welcher der beiden Gewerkschaften die Arbeiter nun sind: bei den jungen energischen ANALOGA, oder bei den Senioren vom ALT-Insulin