Autor Thema: Krebsgefährlichkeit von Lantus  (Gelesen 21670 mal)

Offline unknown

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #50 am: Juli 27, 2009, 20:09 »
lt. EMEA ist der Zusammenhang zwischen Lantus (Insulin glargin) und aufgetretenen Krebsfällen nicht schlüssig!

http://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/Lantus/47063209en.pdf

Also Norbert Deine Meinung (=vom Markt nehmen) wird da keineswegs bestätigt!

lg
Ludwig

Meine Meinung muss sich nicht mit der Meinung einer Aufsichtsbehörde decken.  Ich bin jetzt mal gespannt ob die deutsche Aufsichtsbehörde Lantus vom Markt nimmt. Das können die nämlich auch trotz EMEA Zulassung, laut einer eigenen Aussage im Fernsehen.

Auf jeden Fall wurde dem Hersteller aufgetragen weitere Daten zu beschaffen.

Offline unknown

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #51 am: Juli 27, 2009, 20:11 »
Ich schließe mich der Meinung von Sabine an: Als Diabetiker möchte ich bei der Unklaren Aktenlage nicht als Lantus Benutzer teilnehmen.

Gut bei mir stellt sich die Frage wegen der Pumpe nicht. Glücklicherweise.

Offline Alf

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #52 am: Juli 28, 2009, 10:41 »
Nachdem ich persönlich bislang rel. entspannt war auf meine Verwendung von Lantus, habe ich mich zumindest mal aufgerafft und die Links angeschaut, die Susanne gepostet hatte. Ich habe dann neulich auch mal mit einem Bekannten gesprochen, der in der Krebsforschung arbeitet und er meinte, dass rein statistische Auswertungen immer sehr sehr problematisch sind, wenn nicht wirklich gravierende und sehr deutlich erkennbare Anstiege vorliegen.

Bei der Datenlage der Auswertungen weiss im Grunde auch niemand, welchen anderen Stoffen die Patienten mit Lantus ausgesetzt waren im Vergleich zu den Patienten, die ohne Lantus behandelt wurden und ob das möglicherweise die Lage negativ beeinflusst hat. Deshalb ist der Anstieg gegenüber der Vergleichsgruppe doch eher sehr gering auch wenn man daraus nat. einen reisserischen Bericht machen kann, wenn man diesen 1 von 100 auf die Gesamtzahl der Diabetiker hochrechnet - ohne wirklich zu wissen, ob der eine nicht im Datenmaterial gekippt ist.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wurden die Analysen des Datenmaterials ja auch in allgemeinen Daten einer Krankenkasse durchgeführt. D.h. dort sind dann wahrscheinlich viele Aspekte einfach nicht berücksichtigt, weil nie ein Design stattgefunden hat, mit dem man gezielt die relevanten Faktoren/Kriterien abgefragt hat.

Ich kenne mich ingesamt natürlich viel zu wenig mit Studien usw. aus aber ich habe für mich entschieden, dass ich mich weiter Glargin aussetzen werde. Die Filterkriterien "Typ2 mit ausschliesslich nur Glargin als Insulin und nur über einer gewissen Mindestdosis" (weiss jemand, welche Grenze die da ermittelt haben?) halte ich für mich persönlich als noch nicht zwingend genug, auf die Vorteile von Lantus zu verzichten.

Ich war in meiner Vor-Lantuskarriere am Ende mit einem ordentlichen Dämmerungs-Problem ausgestattet, das sich durch Lantus in nichts aufgelöst hat - und das ist für mich ein handfester Vorteil.
Jetzt auf Levemir umzusteigen (zu dem es meines Wissens nach noch weniger Studien gibt als zu Lantus ?) ist da auch keine wirkliche Perspektive...
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Offline Cosi

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #53 am: Juli 28, 2009, 10:53 »
Hier möchte ich mich Alf anschließen, für mich ist die gute Einstellung meines BZ auch wichtiger als alles andere. Was bringt es mir, wenn die Werte schlecht sind, ich vielleicht blind werde oder zur Dialyse muß nur weil ich vielleicht Krebs bekommen könnte. Deshalb bleibe ich bei Lantus.

Gruß

Cosi

Offline SabineS

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #54 am: Juli 28, 2009, 12:14 »
An dieser Stelle möchte ich nochmal den Link auf die ARD-Sendung "Fakt" posten. Ganz unten ist die 10minütige Sendung zu sehen:
http://www.mdr.de/fakt/6520687.html

Offline SabineS

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #55 am: Juli 28, 2009, 13:50 »
Zitat
Was bringt es mir, wenn die Werte schlecht sind, ich vielleicht blind werde oder zur Dialyse muß nur weil ich vielleicht Krebs bekommen könnte.

Eine solche Aussage finde ich ein wenig dramatisiert, denn kein Mensch wird blind und dialysepflichtig, nur weil er kein Lantus bekommt. Sollte jemand wirklich mit keinem anderen Insulin die ICT hinkriegen, bleibt immer noch die CSII als unumstritten beste Insulintherapie.

Zitat
Deshalb bleibe ich bei Lantus.


Das ist vollkommen ok. Wenn jemand die Unklarheiten kennt und für sich selbst Risiken und Nutzen entsprechend abwägen kann, dann ist das vollkommen in Ordnung. Auch ich selbst habe schon vor der jeweiligen Zulassung Humalog und NovoRapid gespritzt und auch noch viele Jahre danach. Aber ich war mir der Risiken, die ich als "Versuchskaninchen" auf mich nehme, bewußt. Ich wurde sogar umfassend entsprechend aufgeklärt. Was mich nur so stört, ist, dass ahnungslose Patienten trotz der derzeitigen Unklarheiten flächendeckend auf Lantus eingestellt werden. Ich finde, damit sollte man noch ein wenig warten ... Kein Mensch weiss, ob Lantus Krebs verursacht. Aber es kann derzeit auch niemand ausschließen.

Es gibt einen Grund, warum ich so sensibel auf Krebsgefährlichkeit reagiere: Ich war schon zweimal in einer Situation, in der ich grosse Angst vor Krebs haben musste. Mir sind schon zwei Knoten entfernt worden, einmal im Gyn-Bereich und einmal ein grosser kalter Knoten in der Schilddrüse. Zweimal grosse Angst, zum Glück aber zweimal (noch) gutartig. Die Gedanken, die einem in der Zeit des Wartens auf die OP und auf das Ergebnis durch den Kopf gehen, sind wirklich alles andere als schön. Und vor allem ist das Thema Krebs halt auf einmal greifbar nah. In anderen Foren habe ich bezüglich Pro-Lantus auch schon Aussagen wie "lieber Krebs als blablabla" gelesen. Glaubt mir, das kann nur jemand schreiben, der sich noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht hat.

Offline Twen

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #56 am: Juli 28, 2009, 14:00 »
Kein Mensch weiss, ob Lantus Krebs verursacht. Aber es kann derzeit auch niemand ausschließen.

Frage von mir Unwissenden und brav Mitlesenden.

Weiß man von den anderen Insulinen zu 100% das sie keinen Krebs verursachen können?
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Offline Cosi

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #57 am: Juli 28, 2009, 14:02 »
Hallo Sabine,

das ist zwar gut gemeint von dir, dafür bedanke ich mich.

Aber ich habe in meinem Leben soviel ausprobiert, hatte auch schon 2 Jahre eine Pumpe, es hat alles nichts geholfen. Viele Diabetologen sind an mir schon verzweifelt. Seit ich Lantus spritze, hat sich mein Hba1 von 9-12 auf 7 heruntergeschafft. Das ist für mich ausschlaggebend. Meine Retinopathie ist seitdem auf Stillstand und das seit 6 Jahren.

Hier noch ein anderes Beispiel aus meiner Diabeteslaufbahn. Ich hatte eine sehr schlimme Neuropathie, konnte mich nur noch auf 2 Krücken fortbewegen, mehr als 500m habe ich nicht mehr geschafft. Damals gab es ein Medikament, das wurde mir 2 Jahre lang gespritzt und dann wurde es in Deutschland vom Markt genommen, weil es angeblich einen Todesfall gab, der nicht erwiesen wurde. Ich habe mir dieses Medikament noch 1 Jahr lang aus dem Ausland besorgt und es wurde mir auf eigene Verantwortung gespritzt. Meine Neuropathie ist weg. Hätte ich das nicht gemacht wäre ich nicht mehr auf die Beine gekommen. Leider wurde es dann auch im Ausland vom Markt genommen.

Heute habe ich wieder eine ganz minimale Neuropathie mit der ich gut leben kann. Meine Neurologin kann es bis heute nicht fassen, wie das alles bei mir gewirkt hat.

Und das ist für mich ein Grund mehr bei Lantus zu bleiben, denn damit geht es mir super gut.

Wenn man auf alles verzichten wollte was krebsauslösend sein kann, dann dürfte man doch garnichts mehr.

Einmal ist es das gegrillte Fleisch, dann sind es die Pommes oder die vielgeliebten Gummibärchen, Rauchen ja sowieso, obwohl ich seit 46 Jahren Raucherin bin. Als der Reaktorunfall in Tschernobyl war, sollte man keinen Salat aus Holland essen, er kostete damals nur 19 Pfennige und der deutsche kostete 2,99 DM. Ich habe den holländischen gegessen und der ist mir gut bekommen, meinem Geldbeutel auch. Die Liste ist doch ellenlang was alles Krebs auslösen kann.

Sollte ich mal Krebs bekommen, dann brauch wenigstens nicht lange gesucht werden wo der Krebs herkommt  ;D

Ich schreibe hier nur für mich, es soll sich auf niemand anderen beziehen.

Gruß

Cosi

Offline Joerg Moeller

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #58 am: Juli 28, 2009, 15:17 »
Und für alle anderen Diabetiker wünsche ich mir, dass Lantus mit mehr Vorsicht verschrieben wird und nicht pauschal für jeden Neumanifestierten.

Das unterschreib ich zu 100%.

Wäre ich Diabetologe würde ich bei Insulinpflicht folgendermaßen vorgehen:

1. NPH (bzw. Alt-Insulin für die Boli. Dabei im Hinterkopf behalten daß auch tierische Insuline ihre Indikation haben)
2. Levemir (bzw. KIA wenn das für die Boli günstiger ist)
3. Lantus oder Pumpe (je nach Wahl des Patienten)

NPH/Alt sind für mich Allroundwerkzeuge, Analoga/Pumpe/tierische Insuline sind Spezialwerkzeuge. Die haben auch ihre Berechtigung, sollten aber erst zum Einsatz kommen wenn mit dem Allroundwerkzeug kein befriedigendes Ergebnis zu erzielen ist.
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Offline SabineS

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Re: Krebsgefährlichkeit von Lantus
« Antwort #59 am: Juli 28, 2009, 15:21 »
Zitat
NPH/Alt sind für mich Allroundwerkzeuge, Analoga/Pumpe/tierische Insuline sind Spezialwerkzeuge.

 :super: :super: :super:

Leider gibt es nur noch wenige Diabetologen, die das auch so vernünftig sehen.