Hallo Freunde,
ich hatte neulich einen Plausch mit Angela, und dabei sind wir auf weitere Gründe gestoßen, warum der BZ beim Sport auch steigen kann.
Ein untrainierter Muskel bezieht seine Energie (ATP; Adenosintriphosphat) vorwiegend aus Glucose. Dabei fällt quasi als Abfallprodukt Laktat an. Laktat in größeren Mengen hat aber die Eigenschaft, das Blut sauer zu machen (=Laktatazidose). Und in einer Azidose hat das Insulin es schwerer ordentlich zu wirken.
Zudem fordert der Muskel dann vermehrt Glucose an, was die Leber ihm durch Glucoseneuproduktion (Gluconeogenese) und Abbau der Zuckerspeicher (Glykogenolyse) bereitstellen will. Und zur Gluconeogenese verwendet sie eben vorwiegend Laktat.
Um das an einem Beispiel deutlich zu machen: der Kohlenmann (Leber) kriegt von seinem Kunden (Muskelzelle) eine neue Bestellung über Kohle (ATP). Daraufhin nimmt er sich die leeren Säcke (Laktat), die der Kunde ihm zurückgeschickt hat (über die Blutbahn) und füllt sie mit neuer Kohle (ATP) auf, die er ihm dann (über die Blutbahn) zuschickt. Außerdem hat er schon fertige Säcke "auf Halde" (Leberglykogen) und kann die auch abschicken.
Was macht jetzt das Insulin?Insulin hat ja mehr Aufgaben, als nur den Zucker in die Zelle zu befördern. Es wirkt auch an der Leber.
Zum Einen kann es die Gluconeogenese und Glykogenolyse ausbremsen, zum anderen kann es die Vorräte der Leber (die Glykogenspeicher) auffüllen, indem es die Bildung von Glykogen fördert.
Was bedeutet das in der Praxis?Sport und zuwenig Insulin: Die Leber wird nicht ausgebremst und kann munter Glucose abgeben. Die Muskelzelle hat aber ohne ausreichend Insulin Schiwierigkeiten, da ranzukommen.
Folge: der BZ steigt stark an, weil die Muskelzelle ja von den Problemen der Leber nichts weiß und immer mehr Glucose anfordert.
Sport und zuviel Insulin: Die Muskelzelle fordert Glucose an, aber die Leber wird vom Insulin zu stark ausgebremst; kann daher nicht genug liefern. Statt dessen sorgt das Insulin in der Leber für eine weitere Einlagerung von Glucose (und auch die Muskelzellen bekommen etwas ab).
Folge: Der BZ sinkt, weil der Nachschub an neuer Glucose (neo = neu) ausbleibt; es kommt zur Hypo.
Diesen Engpass kann die Muskelzelle noch eine Zeitlang überbrücken, denn auch sie hat kleine Glykogen-Vorräte. Aber nach dem Sport sind die dann auch ziemlich leer und der Muskel will sie wieder auffüllen. Dabei wirkt das Insulin dann stärker als sonst und es kann auch Stunden nach dem Sport noch zu einer Hypo kommen, wenn man diese stärkere Insulinwirkung nicht berücksichtigt.
Anders beim trainierten Muskel: der hat schon Erfahrung mit dieser Art von Arbeit gemacht und hat quasi gelernt, daß er viel mehr Energie aus Fetten gewinnen kann. Daher zapft er nur zu Beginn des Sports die Glucose an, greift dann aber schneller als sein untrainierter Kollege auf die Fette zurück.
Wie ja sicher noch jeder aus seiner Schulung weiß: Fett hat doppelt so viel Energie (kcal.(kjoule) wie Kohlenhydrate.
Und wer noch mehr und genauer über "Die muskuläre Energiebereitstellung im Sport" lesen will, der wird hier fündig:
http://gin.uibk.ac.at/thema/sportundernaehrung/energiebereitstellung.html