Wenn man sich eine Nadel in die Haut sticht ist das eine Verletzung. Größere Verletzungen näht der Chirurg mit Nadel und Faden, kleinere (wie bei einer Nadel) 'näht' der Körper selber. Nicht mit einem Faden, aber mit etwas ähnlichem: Bindegewebe.
Jetzt stell dir mal vor, du nähst eine gerissene Jeans. Dann platzt sie an der Stelle aber immer wieder auf und du übernähst es immer wieder, ohne den alten Faden zu entfernen: es bildet sich eine 'Fadenbeule'.
So in etwa kannst du dir das auch mit deiner Haut vorstellen. Nur nennt man das da nicht Fadenbeule sondern Lipodystrophie. Übersetzt heißt das in etwa: "Gestörtes (=dys) Wachstum (=trophie) des Fettgewebes (=Lipo)".
Das kann man unterteilen in 'Lipohypertrophie' (Hyper = zuviel), also Beulen und 'Lipohypotrophie' (Hypo = zu wenig), also Dellen.
Bei dem einen kommt es eher zu Beulen, bei dem anderen eher zu Dellen. Bindegewebe ist sehr haltsam, also heilt das meistens (wenn überhaupt) nur langsam aus. (Bei mir hat das schon ein paar Jährchen gedauert, bis es fast weg war)
Und was passiert nun mit dem Insulin?
Insulin ist ein Eiweiß und wie alle Eiweiße aus den Grundbausteinen, den Aminosäuren zusammengesetzt. Die bilden beim Insulin zwei Ketten, die über die beiden sogenannten Disulfidbrücken verbunden sind. Nur in dieser Form ist es Insulin. Genauso wie ein Haus nur ein Haus ist, wenn die Bausteine in einer bestimmten Form miteinander verbunden sind.
Im Körper gibt es aber auch ein Enzym (Enzyme sind Stoffe, die andere Verbindungen auflösen), das man oft als 'Insulinase' bezeichnet. (Alles mit dem Nachnamen '-ase' ist ein Enzym)
Der chemische Name ist eigentlich 'Glutathion-Insulin-Transhydrogenase', also nennen wir es lieber Insulinase, geht leichter von den Lippen.
Wo immer ein solches Enzyme auf ein Insulinmolekül trifft tut es, wozu es gemacht wurde: es sprengt die Disulfidbrücken. Zurück bleiben zwei Ketten von Aminosäuren, die jetzt kein Insulin mehr sind sondern einfach nur noch ein unspezifisches Eiweiß. Und das wird dann wie jedes andere Eiweiß vom Körper verwertet (->Proteolyse sagt der Chemiker dazu).
Ist auch wieder wie beim Haus: ohne Zement und in der bestimmten Form ist es kein Haus mehr, also kann man die Steine auch wieder einzeln hernehmen und was anderes daraus bauen.
Viele Grüße,
Jörg