Autor Thema: Auswirkungen des SEA (war Re: Der 5'er Club Reloaded)  (Gelesen 12945 mal)

Offline Joerg Moeller

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Re: Auswirkungen des SEA (war Re: Der 5'er Club Reloaded)
« Antwort #60 am: März 27, 2017, 14:04 »
Nicht ganz, würde ich meinen: Derf reinen Lehre nach gilt ja "dreifache Menge = doppelte Wirkdauer".

Das ist eine Faustregel, die man nicht 1:1 umrechnen kann. Wie ich schon sagte: die Resorptionsgeschwindigkeit hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab, die inter- und intraindividuell verschieden sind.
Aber diese Faustregel besagt eben: je größer die Einzeldosis, desto länger dauert es bis sie vollständig resorpbiert wurde.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Gyuri

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Re: Auswirkungen des SEA (war Re: Der 5'er Club Reloaded)
« Antwort #61 am: März 27, 2017, 18:29 »
(…)
Das ist eine Faustregel, die man nicht 1:1 umrechnen kann. (…)
Das trifft den Nagel auf den Kopf! Hier ging es (mir) ursprüng darum, dass man eben NICHT von einem "guten" HbA1c-Wert darauf schließen könnte, dass ein Bolusrechner der Grund dafür war.

Ich versuchte anhand von Beispielen zu zeigen wie verschieden doch die einzelnen Diabetiker reagieren können und dass man einer Faustformel und einem Bolusrechner schon zweimal nicht blind glauben darf.
Ich wollte über die weitere Vorgehensweise bei meiner Frau nur so viel verraten, was zur Beschreibung meines Favoriten (des SEA) von Interesse sein könnte. Ich hoffte, ich konnte es klar machen, dass auch da nix g'scheits dabei raus kommt, wenn man sich eine Formel bastelt und sich dann ausrechnen lässt, unter welchen verschiedenen Umständen der SEA zu wählen wäre.

Nur eines will ich jetzt noch zur Strategie bei meiner Frau anbringen:  :zwinker:
Heute waren wir bei unserem Diabetologen und der bestätigte meine Behauptungen.
Korrekturen am Bolus werden in diesen extremen Bereichen nichts bewirken.
Hierzu wurde meine "Korrektur" am Abend von ca. 10 IE (nach den 40 IE mit SEA) gestrichen.
Statt dessen soll ich die 10IE kurz vor dem Schlafen verabreichen um zu verhindern, dass ständig mit Frühwerten von 250 und mehr mg/dl zu rechnen sei. Quasi als schnelle Hilfe zur Basalversorgung, die wir vorerst bei 20 IE Lantus belassen und später vielleicht ganz weg lassen.

Meine ständige Rede war ja immer:
Zuerst muss die Basalversorgung stimmen.
Erst dann kann ein Tüftler versuchen, noch am Bolus Feineinstellungen vorzunehmen.
Feineinstellungen im Bereich der Schwankungen aufgrund zufälliger Abweichungen EINZELNER Messergebnisse sind dabei aber zu beachten.
Es hat schlichtweg keinen Sinn, einen BZ von z.B. 108 mg/dl zu korrigieren, wenn man sich (willkürlich) sein Ziel bei 100 mg/dl ausgedacht hat.
Würde man vor der Korrektur eine weitere Messung durchführen, käme dann VIELLEICHT ein zu korrigierender Wert von 93 oder 121 mg/dl raus, was wieder eine anderen Korrekturwert zur Folge hätte.  :balla:

Ob wir wollen oder nicht, wir müssen immer mit einer "unscharfen Wolke" von möglichen Messwerten rechnen. Diese Wolke wird aber nicht schäfer, wenn man viele viele Messungen zusammenrechnet (wie es mit den historischen Daten beim Libre gemacht wird) weil zu diesen zufälligen Streuungen noch eine systematische Abweichung kommt, von der wir ebenfalls nicht bestimmen können, welches Ergebnis denn das "richtige" ist. Wer keine Ahnung hat  :rotwerd: beginnt dann wieder Messergebnisse verschiedener Geräte miteinander zu vergleichen…
Da bei uns aber nur relative Messungen für uns von Bedeutung sein sollten wäre es gescheiter, sich auf nur ein Messystem zu verlassen und dabei nicht beginnen Erbsen zu zählen.
Gruß vom Gyuri

„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“
(Karl Valentin)

Hinerk

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Re: Auswirkungen des SEA (war Re: Der 5'er Club Reloaded)
« Antwort #62 am: März 28, 2017, 10:09 »
Moin Tarabas,

Ich habe vor einiger Zeit über pN Spezifikationen meines Bolusrechners an Dich gesandt.

Bitte, gib mir eine Rückmeldung ob Du sie erhalten hast.

MLG

Hinerk

Offline Kladie

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Re: Auswirkungen des SEA (war Re: Der 5'er Club Reloaded)
« Antwort #63 am: März 28, 2017, 10:22 »
Hallo Gyuri,
ich gebe dir mit deinen Überlegungen durchaus recht. Es kommt aber immer auf den Betrachtungspunkt an. Du hast den eines Meßtechnikers.

Ich denke es macht keinen Unterschied ob man genau misst oder genau schätzt. Ein Arzt geht immer vom angezeigten Meßergebnis aus und weiß, dass der Istzustand davon um eine bestimmte Prozentzahl abweichen kann (Bezugspunkt Meßergebnis - variabel Istzustand). Wir beziehen uns immer nur auf den Istzustand und versuchen mit einem Meßgerät diesen Istzustand so genau wie es geht zu ermitteln. Hier ist der Istzustand (der aktuelle BZ) die feste Größe und das Meßergebnis wird als variabel bezeichnet (+/- 15% Meßgenauigkeit)
Das ist ein Streit um des Kaisers Bart und alle oder keiner hat recht.

Ich schätze es so ein:
Ärzte lehnen SEAs meistens deshalb ab, weil dadurch die Meßergebnisse entwertet werden die ja deren Bezugspunkt sind. Du und auch ich haben dagegen die besten Erfahrungen mit dem SEA gemacht. Wir spritzen nach einem bestimmten Schema und da ist die genaue Kenntnis des aktuellen BZs nur bedingt wichtig. Somit ist deine Vorgehensweise über Tagesprofile deine Therapie zu bestimmen für mich gut nachzuvollziehen.
 
Ein SEA und die Gründe dafür sind noch gar nicht in den allgemeinen Therapieen berücksichtigt (Der "Gupf" ist da die Ausnahme). Deshalb haben wir auch immer die Probleme unsere Vorgehensweisen zu erklären und zu rechtfertigen.
Wir sollten aus der Vergangenheit lernen
und in der Zukunft alles ausprobieren.

Offline Joerg Moeller

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Re: Auswirkungen des SEA (war Re: Der 5'er Club Reloaded)
« Antwort #64 am: März 28, 2017, 12:45 »
Hier ging es (mir) ursprüng darum, dass man eben NICHT von einem "guten" HbA1c-Wert darauf schließen könnte, dass ein Bolusrechner der Grund dafür war.

In dieser Pauschalität ganz sicher nicht, aber einen Mitgrund sehe ich schon darin. Ob man den Bolus jetzt im Kopf ausrechnet oder mit einem Rechner: es kommt ein Ergebnis raus, das in die Therapie einfließt. Und wenn die in einem guten HbA1c mündet haben alle Bausteine (auch das Gerät, dass den BZ gemessen und das Auge, dass die BE geschätzt hat) seinen Anteil daran.
Und dann gibt es ja auch noch die kleinen Faktoren: Wahl des Hautareals, in das man spritzt und körperliche Aktivität z.B.

Ist aber auch völlig wuscht: wenn das Ergebnis stimmt, dann stimmt auch die Therapie mit all ihren Bausteinen.

Viele Grüße,
Jörg
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