Das mag schon alles stimmen - theoretisch.
Da sitzt irgendwo einer, der sich für seine Doktorarbeit ein Thema einfallen lässt und dann solche praxisfremden Regeln aufstellt.
- Wo kommt sonst auch die Empfehlung her, dass man das abendliche Basalinsulin in den Oberschenkel spritzen soll? Ich habe das probiert (vor vielen Jahren) hatte aber rein überhaupt keine Veränderungen messen können. Und glaubt mir: ich habe früher sehr viel gemessen.
- Als die ersten Analogika raus kamen befürchtete man überall, dass Diabetiker am Esstisch unwillkürlich in ein Hypo fallen, falls sie nicht unmittelbar nach der Injektion was zum Essen bekommen. Zumindest für Typ 2 ist das völliger Quatsch.
- Als Lantus raus kam, wurde lauthals behauptet, es hätte eine "absolut" lineare Wirkkurve. Daraus könnte man ableiten, es spielt keine Rolle, wann man es spritzt. Es soll nur immer alle 24 Stunden gespritzt werden. Inzwischen weiß man, dass Lantus nicht immer eine lineare Wirkkurve hält.
- Vor ein zwei Jahren wollte man mir doch tatsächlich erzählen: "Man spritzt jetzt ungeachtet der Körperfülle nur noch mit 6mm Nadeln, muss dann aber die Verweilzeit von 6 auf 20 Sekunden erhöhen." :balla:
Und jetzt haben wir eine andere Wirkkurve, wenn wir eine Injektion auf mehrere aufteilen? :kratz:
Wie hat man das denn festgestellt? Ich sage gar nicht, sondern nur ausgedacht. Vielleicht hat man auch geistige Anleihen bei Pumpenträgern gesammelt, die durch die Pumpe weniger Insulin benötigen (maximal 10% habe ich mal gehört).
Und jetzt wiederhole ich mich:
Ich spreche nicht von Typ1ern!!!!!! Es gibt (nicht wenige) Typ2er, die haben (nachweisbar) gute Erfahrungen mit einem sehr langen SEA gemacht. Sollten die lieber ihre Insulindosis von vielleicht 50 Einheiten auf je 5 Einheiten spritzen, um auch kurz vor dem Essen die Wirkung voll abzubekommen? :kratz:
Ist es nicht so, dass der Typ2 Diabetiker mindestens am Anfang zu viel Insulin in sich hat und es nur nicht von den Zellen aufgenommen wird? Was brächte da eine Spritzstrategie, die bestenfalls eine Veränderung im einstelligen Prozentbereich verursacht … falls das überhaupt messbar ist?
Nicht falsch verstehen!
Ich will keinem zu der einen oder anderen Vorgehensweise überreden. Soll doch jeder so glücklich werden, wie er glaubt. Ich will nur darauf aufmerksam machen, dass man nicht alles kritiklos akzeptieren sollte … um dann nach ein paar Jahren wieder alles anders zu sehen, nur weil sich irgend ein Theoretiker mal profilieren wollte.