Bei einer Ketoazidose hilft i.v. wegen der kurzen Halbwertszeit des Insulins im grossen Kreislauf relativ wenig, da ist es wirkungsvoller sich die relativ grossen Insulinmengen gesplittet zu verpassen damit sie schneller kommen.
i.v. wird dann interessant, wenn neben dem schnellen Wirkungseintritt die kurze Halbwertszeit von Vorteil ist. Hinzu kommt , dass wegen des schnellen Abbaus die Insulinmenge nicht komplett in die Insulinbilanz eingeht, d.h. anders als das s.c verabreichte Korrekturinsulin nicht an der down-Regulation mitdreht. Ich nenne i.v. daher gerne die
"Rettung der Resistenten" und setze es da ein, wo eine subcutane Korrektur groessere Mengen Insulin einsetzen wuerde oder zu lange dauern wuerde.
Eine normale pp-Korrektur mache ich auch mit der Pumpe, oder wenn es etwas schneller gehen soll, dem Humalog Pen. Anders bei pp-Katastrophen - wenn die nach 3 Stunden erst bemerkt werden ist i.v oft die einzige Moeglichkeit den der Wert noch innerhlab der 4 Stunden, die die Glykolisierung braucht um sich dauerhaft zu binden, wieder runterzubekommen. Sehr angenehm ist auch, dass eine i.v. Korrektur wunderschoen passend im Zielbereich ankommt, ohne in einer Hypo zu enden. Das ist vor allem spaetabends interessant, wenn ein hoher pp-Wert erst vor dem Schlafengehen bemerkt wird. Eine s.c. Korrektur wuerde in solchen Faellen laenger dauern, und, wenn ich dann auch noch unsicher bin ob die Menge reicht oder in einer Hypo endet ist die Nacht gelaufen. Mit i.v. ist die Wirkung in einer Stunde vorbei und der BZ im Normalbereich. Damit kann ich dann, wenn ich die Wirkung abwarten will nach einer Stunde statt nach 3 (Analogon) oder 4 (Normalinsulin) schlafen gehen. Die Nacht ist gerettet
Wenn ich mir sicher bin i.v. getroffen zu haben kann ich auch gleich schlafen gehen.
Zur Haeufigkeit: Katastrophen kommen bei mir gegenwaertig so etwa alle Monate einmal vor.
Beispiel: Am 18.7. habe ich nach einem Katheterwechsel bei dem die Pumpe fuer ca. eine Stunde abgelegt war das fehlende Basalinsulin nicht nachgegeben, da ich mit 60 relativ niedrig lag und dachte dass, da die Basalluecke noch im Wirkbereich des Fruehstuecksbolus lag und anschliessend gleich das Mittagessen kommen sollte, das mit abgedeckt sei. Das Mittagessen war ein Nudelgratin mit geschaetzten 4 BE, dem habe ich 1 IE sofort und 3 IE ueber die naechsten 4 Stunden verpasst.
1 IE sofort war nun aber zu wenig, zumal da noch eine Basalluecke zu fuellen war, und der frisch gelegte Katheter ja auch erst noch seinen Arbeitsdruck erreichen musste. Gepasst haetten vermutlich 3 IE sofort, und 2 verzoegert.
So jedoch ergab das eine bilderbuchmaessige pp-Explosion:
Die Katastrophe zeichnete sich bereits um 14:19 mit einem pp von
274 ab. Da ich noch einkaufen gehen wollte und der verlaengerte Bolus noch lief habe ich
2 IE (berechnet waeren 2.75 notwendig gewesen, da war aber der noch laufende verlaengerte nicht beruecksichtigt) zur Korrektur gegeben. Wieder zu Hause hatte ich um 16:09
305 gemessen.
Mit der Basalluecke hatte sich offenbar eine fiese Resistenz eingeschlichen, in der meine 2 IE Korrekturbolus einfach so verpufft sind. Jetzt hatte ich die Wahl daran sc herumzukorrigieren - 3.5 IE fuer den Anfang, und dann sehen was herauskommt, oder gleich 50% mehr wegen des Resistenzverdachtes? Waehrend ich dann noch abwarten wuerde was dabei herauskommt waeren die 4 Stunden in denen die Glykolisierung noch nicht einzementiert ist jedenfalls vorbei, und der Peak wuerde sich wunderbar im HbA1c manifestieren. Ich habe das dann lieber i.v. korrigiert. Damit waren die Werte innerhalb einer halben Stunde im Normalbereich. 17:48 hatte ich dann der halben BE Milch zum Kaffe eine halbe IE Insulin spendiert - die waere wahrscheinlich ueber die noch offenen Transporter nach der i.v. abgedeckt gewesen denn ich bin in der Folge etwas tiefer (58) gerutscht.
Die Graphik ist uebrigens mit meinem kleinen awk script und gnuplot erstellt. Die Summe der Basalrate unten ist geschummelt, die korrekte Summenbildung mache ich wenn ich das auf perl umgestellt habe. Die BR ist noch einmal nach oben gespiegelt, da ich die Bolusgaben, die mit der Pumpe erfolgt sind, dort flaechentreu mit hineinzeichnen moechte, auch das wird erst mit dem Perl script geschehen, ist aber ein Beiepiel dafuer was machbar ist, wenn das Datenmodell das zulaesst. Die violette Linie stellt die morgentlichen Nuechternwerte beim Aufstehen dar, zusammen mit der Summe der Gesamtinsulinmenge (IGS) als Indikator fuer den aktuellen Stand der up/down Regulation.