Autor Thema: Diabetes und Psyche  (Gelesen 9818 mal)

Offline diotmari

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #10 am: Oktober 07, 2007, 09:14 »
Guten Morgen!
Ich denke, für die, die Diabetes als Erstdiagnose haben und keine weiteren Erkrankungen, kann das nun anstehende disziplierte Leben schon einen gewaltigen inneren Druck erzeugen. Mit einer Vielzahl an Vorerkrankungen, die eh schon ein diszipliniertes Leben erforden ist für mich mein Diabetes ein lockerer Witz: wenn der aufmuckt, wird der Pen rausgeholt und zugeschlagen, ähh, gespritzt - und gut ist. Das geht bei dem Rest der Erkrankungen leider nicht so einfach....
(Weckt aber den Wunsch, daß das da auch so easy möglich wäre!)

Viele Grüße
Dietmar
Mitnichten hat Gott sich schweigend zurückgezogen oder ist gar tot!
Er lacht sich nur schlapp über uns - wenn er nicht gerade kotzen muß.
DF

hjt

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #11 am: Oktober 07, 2007, 09:29 »
Moin Dietmar,

Du schreibst es: wenn ich mit nem Pen meine beiden Stöcke ersetzen könnte, würde ich glatt 1mal pro Stunde dafür spritzen - wobei, vielleicht erspart mir ja der passende Pen-Einsatz langfristig wenigstens die Räder ;-)

Bisdann, Jürgen

Offline Matthias Widner

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #12 am: Oktober 08, 2007, 10:00 »
Bevor ich lange Worte verliere möchte ich dieses Feld aus DiabetesIndex zitieren, da dort oft meine Gedanken mit involviert sind: http://www.diabetesindex.de/diabetesinfo.d/k_/s_Diabetes_und_Alltag/Diabetes_und_Psyche.html
www.spaceindex.de - Günstiger Webspace
www.diabetesindex.de - Diabetes - Informationsportal
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Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #13 am: Oktober 08, 2007, 12:16 »
Matthias, ich habe ja nichts dagegen daß du auf deine Seiten verweist, aber ein bißchen mehr könntest du hier schon dazu schreiben. Hier wird diskutiert, also spielt auch hier die Musik. Ein Link ist okay, aber dann bitte auch zumindest eine Kurzzusammenfassung, damit man sich vorher schon entscheiden kann ob es sich lohnt dem Link zu folgen.
Meine Seite über Diabetes: http://www.diabetesinfo.de/
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Schnurble

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #14 am: Oktober 08, 2007, 14:01 »
Hallo alle zusammen,

will auch mal meinen Senf dazugeben...

Ich denke, wenn die Psyche eh schon etwas angeschlagen ist, wird ein Diabetes nicht gerade helfen, die Situation zu verbessern.

Andererseits habe ich bei mir aber kaum Auswirkungen des Diabetes auf meine Psyche festgestellt. Ich habe eine ziemlich optimistische Weltanschauung, bin die meiste Zeit glücklich und zufrieden mit meinem Leben und wenn schlimme Dinge passieren, nehme ich sie zur Kenntnis und mache weiter, so nach dem Motto: Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.

Als der DM kam, ist für mich keine Welt zusammengebrochen. Klar, ich war nicht glücklich darüber, aber ich habe mich eben damit abgefunden, dass ich jetzt insulinabhängig bin, und habe mich damit arrangiert. Das Abschätzen, wie viele KHs jetzt im Essen sind, mache ich inzwischen automatisch ohne groß darüber nachzudenken, und seit ich eine Pumpe habe, ist das Spritzen auch kein Akt mehr. Das einzige, was mich ein wenig nervt, sind die Katheterwechsel alle paar Tage, aber Haare waschen finde ich auch lästig und mache es trotzdem (habe ziemlich lange Haare, die regelmäßig zu waschen/trocknen/frisieren ist schon ein Stückchen Arbeit).

Meine Zuckerwerte sind sicher nicht perfekt, und etwas mehr Ehrgeiz diese zu verbessern wäre auch nicht verkehrt, aber ein HBA1c von z.Zt. 6,3 mit so gut keinen Hypos und keine Folgeschäden nach 9 Jahren DM1 sagen mir, dass ich wohl nicht alles falsch gemacht habe...

Vielleicht bin ich auch der größte Verdränger der Welt, aber ich lasse Unangenehmes nicht so dicht an mich ran, dass es mir stark zu schaffen machen kann. Ich suche lieber nach einer Lösung für ein Problem (oder einer Möglichkeit, möglichst stressfrei damit zu leben, falls es sich nicht lösen lässt) als darunter zu leiden... und hatte bisher das Gefühl, ganz gut damit zu fahren...

(Meine Lebensphilosophie geht so in die Richtung: Wenn es mir schlecht geht wegen irgendetwas, dann hilft das allen anderen gar nichts, und mir auch nicht, denn es geht mir nur schlecht. Es gibt also keinen Grund, es mir schlecht gehen zu lassen. Also bin ich viel lieber glücklich...)

LG,
Anja

hjt

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #15 am: Oktober 08, 2007, 14:10 »
Mensch Anja, meinst Du wirklich, dass das der richtige Ansatz ist? Wenn Dir mit DM die Haare ausgingen, kämst Du am Ende noch auf die Idee, dass das ja ganz gut wäre, weil's Dir das Waschen und Frisiern sparen würde ;-)

Offline klausing

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #16 am: Oktober 08, 2007, 16:11 »
Ich finde Anjas  Ansatz voll OK (wahrscheinlich weil er dem meinen ziemlich nahe kommt).
Man lebt viel leichter wenn man lösungsorientiert lebt und nicht problemorientiert. Wenn man das verinnerlicht, dann findet man wirklich in jedem Ding was gutes.  Am Anfang meiner Diabeteskarriere habe ich gesagt, ich muss lernen mit Diabetes umzugehen. Heute sage ich, ich habe lernen dürfen mit DM umzugehen, denn ich war noch nie so gut informiert wie seit dem ich DM habe.
Natürlich gibt es auch negative Seiten, aber muss man die zum Mittelpunkt des Interesses machen? Wenn Du etwas nicht ändern kannst, mach das Beste daraus!

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #17 am: Oktober 08, 2007, 20:51 »
Anjas Ansatz ist okay für Anja. In der Realität lassen sich tiefsitzende Probleme aber nicht dauerhaft verdrängen. Die werden immer wieder kommen, bis man sie verarbeitet hat. Und das Gemeine ist: die tarnen sich sehr oft, so daß man gar nicht auf Anhieb erkennt, wer sie eigentlich mal waren.

Es hilft sicher niemandem, wenn man endlos trauert. Aber wenn es eine Zeit zum Feiern und eine zu Fröhlichsein gibt, dann muß es auch eine Zeit des Trauerns geben, ohne daß man sich deswegen Vorwürfe macht.
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Offline LordBritish

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #18 am: Oktober 08, 2007, 21:05 »

Anjas Ansatz ist okay für Anja. In der Realität lassen sich tiefsitzende Probleme aber nicht dauerhaft verdrängen. Die werden immer wieder kommen, bis man sie verarbeitet hat. Und das Gemeine ist: die tarnen sich sehr oft, so daß man gar nicht auf Anhieb erkennt, wer sie eigentlich mal waren.


Kann mich dem nur anschließen, na klar sollte man nicht immer nur das Problem sehen, sondern schauen wie löse ich das bzw. wie mache ich das beste draus.
Auch steckt fast immer in jedem negativen etwas gutes, manchmal braucht es auch Wochen bis man das endlich erkannt hat was es letztendlich gebracht hat.

Eines sollte man nur bedenken die Psyche läßt sich nicht in ein Schema zwängen und passt dann bei jedem.
Das ist eine sehr sehr sehr individuelle Sache, auch Aufgrund der bisherigen Erfahrungen.
Aber nicht jeder schafft es nach Anjas Lösungsansatz zu leben...
Was für den einen absolut leicht und normal erscheint ist für den anderen eine extrem schwere Situation die er ggf. auch nicht ohen Hilfe überwinden kann.


Viele Grüße

Markus

Offline Matthias Widner

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Re: Diabetes und Psyche
« Antwort #19 am: Oktober 08, 2007, 23:25 »

Matthias, ich habe ja nichts dagegen daß du auf deine Seiten verweist, aber ein bißchen mehr könntest du hier schon dazu schreiben. Hier wird diskutiert, also spielt auch hier die Musik. Ein Link ist okay, aber dann bitte auch zumindest eine Kurzzusammenfassung, damit man sich vorher schon entscheiden kann ob es sich lohnt dem Link zu folgen.

Entschuldige...ist heute morgen in der Eile gewesen. Wird so nicht nochmal vorkommen.

@ Anja, ich würde dich nicht Verdränger nennen. Zumindest nicht mit einem HbA1c von 6,3. Ich denke mal, dass es nicht nur der Aufwand ist, der bei einem psychisch angeschlagenen Menschen zu schlechteren Werten führt, sondern im Gegenteil, oft schaffen es die Leute noch den Aufwand zu erledigen, da sie nach dem Prinzip arbeiten: Bspw. wenn ich 4x am Tag messe und den Katheter regelmäßig wechsle, dann hab ich wenigsten was für den Diabetes getan. Sprich: Sie brauchen nicht über ihr Problem nachdenken, sondern sind durch den Aufwand abgelenkt und der Rest an Vernunft hat einen Sieg in ihnen getragen. Viel gravierender empfinde ich (das steht so nicht in den Artikeln, Jörg ;) ) die hormonelle Schiene. Nach einer Trennung nach mehreren Jahren, war mein HbA1c über 8 Monate eine absolute Katastrophe, obwohl ich im Alltag vieles wieder meisterte und meine Zuneigung dieser Frau gegenüber abgeflacht waren. Es sind dann die Depressionen in einsamen Momenten, die dazu führen, dass der Körper, bspw. im "Selbsthass" Adrenalin ausstösst und die Werte versaut. Es läuft absolut unterbewusst ab. Genauso konnte ich keine KH mehr schätzen, obwohl ich vom Interlekt die BE Tabelle noch auswendig konnte (ein Kumpel hatte mich damals abgefragt).
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