Autor Thema: Lehrer mit Insulinpumpe  (Gelesen 13141 mal)

Offline Joerg Moeller

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #30 am: November 01, 2007, 11:49 »

Aber wenn sie den Beruf Lehrer ergreifen, dann sollten sie doch nen bissel offener für neues und auch von sich aus Wissbegieriger sein.


Naja, Lehrer sind eben auch nur Menschen. Und ich kenne auch Ärzte und Krankenschwestern, die da genauso sind.
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Offline Malou

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #31 am: November 01, 2007, 21:14 »
Ihr wollt wissen, was ich über eure Meinungen denke?

Für eure teilweise sehr konstruktiven Tipps und Meinungen bin ich sehr dankbar.  :super:

Aber eines ist mir jetzt klar geworden: Jemand, der keinen Diabetes hat, kann die Ausmaße der Krankheit nicht überblicken. Jemand, der nicht selbst Lehrer ist, kann die Belastung im Lehreralltag nicht überblicken. Soviel habe ich aus diesem Thread gelernt.Und das soll nun wirklich kein Stöhnen sein. Ich liebe meinen Job sehr und ich bin nicht Lehrerin geworden, weil ich es musste, sondern weil ich es wollte!!!

Warum ich Angst habe, dass mein BZ auf der Klassenfahrt entgleist? Weil ich schon jetzt im Alltag nicht in der Lage bin, am Schul-Vormittag ausreichend häufig zu messen und gegebenenfalls ein paar BE zu mir zu nehmen. Auf einer Klassenfahrt hat man rund um die Uhr Aufsichtspflicht und die Verantwortung über ca. 60 Kinder. Der Erste tobt morgens um fünf durch die Flure und weckt alle auf, der Letzte weint sich abends nach 24.00 Uhr in den Schlaf. Dazwischen bist du nonstop im Einsatz. Einer macht ins Bett, der Nächste hat Heimweh, ein Mädchen bekommt zum ersten Mal ihrer Periode, ein anderes Kind hat Zahnschmerzen.
Jeder, der selbst Kinder hat, weiß, wie stressig es ist, wenn man mal zwei Tage hintereinander keinen Schlaf bekommt, weil die Kinder zahnen oder krank sind. Hier sind es 60 Kinder und 5 Tage. Irgendetwas ist immer zu tun. Mir fällt es da halt schwer, zuerst an mich zu denken.

O.K. ich habe meine lieben Kolleginnen und Kollegen nicht sehr positiv rüberkommen lassen. Aber meine Äußerungen bezogen sich auf deren Umgang mit mir und meinem Diabetes.

Ich habe keinerlei Äußerungen über deren Lehrerqualifikationen gesagt. Das sollte man schön trennen.

Unter Lehrern gibt es solche und solche, wie in jeder anderen Berufsgruppe auch.

Aber ihr habt´s ja schon selbst wieder geradegerückt.  :knuddel:

Ich sitze zu dieser fortgeschrittenen Stunde übrigens noch am Schreibtisch, weil ich Beobachtungsbögen ausfüllen muss. Und das, obwohl heute bei uns Feiertag ist.




Viele Grüße

Malou

Offline Ludwig II

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #32 am: November 01, 2007, 21:37 »
Meine Tochter hatte letztes Jahr nen Klassenlehrer und einen Direx,die mit dem DM gar nicht konnten. Das fanden wir, meine Tochter und wir schlimm. Seit es 3 Mädels mit DM an der Schule gibt gehts. Was machen Lehrer mit DMs?
LG Ludwig

Offline Gela

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #33 am: November 02, 2007, 10:38 »
Hier ein Infoblatt für Lehrerinnen und Lehrer von der Firma Roche.

Die Info kam am Gymi meiner Tochter sehr gut an  :zwinker: .

Und wenn man um die Ecke denken kann ... .

Aber wer nicht (info)willig ist, der (Kollege) wird es auch so nicht schaffen.

Alles Liebe
GelA

Offline Malou

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #34 am: November 02, 2007, 13:59 »

Meine Tochter hatte letztes Jahr nen Klassenlehrer und einen Direx,die mit dem DM gar nicht konnten. Das fanden wir, meine Tochter und wir schlimm. Seit es 3 Mädels mit DM an der Schule gibt gehts. Was machen Lehrer mit DMs?


Was war denn konkret das Problem? Durfte sie nicht im Unterricht essen?

Ich habe leider schon sehr häufig gehört, dass es Probleme in der Schule gibt.  :(

Natürlich hätte ich als Diabetikerin überhaupt kein Problem damit, ein Kind mit Diabetes in meiner Klasse zu haben. Aber ich habe natürlich auch inzwischen ein umfangreiches Hintergrundwissen. Das kann man von den Kollegen natürlich nicht sagen. Es ist schon klar, dass viele Situationen angstbesetzt sind. Ein Lehrer sieht vielleicht zu ersten Mal, dass ein Kind wegen einer Hypo kreidebleich wird und der Schweiß von der Stirn tropft. Dass in dieser Situation Traubenzucker oder süße Getränke sehr schnell helfen, das hat er vielleicht schon einmal gehört oder gelesen, aber das Vetrtrauen, dass dies auch wirklich so ist, muss erst einmal aufgebaut werden. Bei der zweiten oder dritten Hypo geht er die Situation schon viel gelassener an. Und dann ist noch die Sorge vor der Hyperglykämie. Dass diese nicht so plötzlich auftritt, das wissen wir geschulte Menschen natürlich längst. Aber der Lehrer? Der hat Angst, dem Kind Traubenzucker zu geben, weil es ja theoretisch auch eine Hyperglykämie haben könnte. Ich kann schon verstehen, dass er da zunächst sehr unsicher ist.

In meinem Unterricht darf grundsätzlich jedes Kind zu jeder Zeit Wasser trinken. Weil es einfach wichtig ist, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Warum sollte ein Kind mit Diabetes nicht auch essen dürfen? Es würde mich nicht stören, wenn das Kind im Unterricht seinen BZ bestimmt und vielleicht auch etwas isst.

Andersherum stört es meine Klasse ja auch nicht, wenn ich dies tue. Kinder sind da sehr tolerant. Erwachsene tun sich häufig viel schwerer.

Das Problem ist einfach die Angst der Kollegen. Und die ist durchaus begründet, wie ich finde.

Ich habe ein Kind mit Asthma in der Klasse. Das Kind hat sein Notfallspray immer dabei und trotzdem habe ich schon Angst davor, den ersten Asthmaanfall live zu erleben. Ich bin noch nie in eine solche Situation geraten. Natürlich weiß ich in der Theorie, was ich dann tun soll. Und trotzdem habe ich Angst davor. Also kann ich sehr gut nachvollziehen, dass diabetestechnisch ungeschulte Menschen unsicher im Umgang mit dem Diabetes sind und ersteinmal jegliche Verantwortung ablehnen.

Ich finde es wichtig, dass Eltern nicht fordernd auftreten, sondern die Kooperation behutsam und mit viel Aufklärungsmaterial aufbauen. Wir haben Kinder mit Asthma, Pseudokrupp, Neurodermitis, Krampfanfällen, Diabetes...Jede Krankheit hat ihre Tücken und man muss in Notfallsituationen richtig reagieren. Und wir sind keine Mediziner, sondern "nur" Lehrer.  

Ich persönlch bin sehr tolerant und versuche immer, jedes Kind bestmöglich zu fördern. Und dazu gehört für mich auch die Auseinandersetzung mit der Krankheit xy des Kindes.

Natürlich gibt es leider auch Kollegen, die aus Angst vor Fehlern und rechtlichen Konsequenzen dazu grundsätzlich nicht bereit sind und sich deshalb sehr ablehnend Verhalten. Manchmal ist man einfach überfordert. Und ich kann´s auch ein bißchen verstehen.

Und was machen Lehrer mit DM?
Endlich messe und esse auch ich im Unterricht.So, wie ich es von einem Kind mit Diabetes auch gelegentlich erwarten würde. Selbstverständlich... ;)

« Letzte Änderung: November 02, 2007, 17:02 von Malou »
Viele Grüße

Malou

Offline MaKe

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #35 am: November 02, 2007, 14:38 »
Hallo Malou,

erst einmal das absolut positive:


Endlich messe und esse auch ich im Unterricht.So, wie ich es von einem diabetischen Kind auch gelegentlich erwarten würde. Selbstverständlich... ;)


Finde ich super dass du es so schnell geschafft hast dich selbst zu überwinden und den Kindern das vernünftig beizubiegen!  :super:


Das Problem ist einfach die Angst der Kollegen. Und die ist durchaus begründet, wie ich finde.
Ich habe ein Kind mit Asthma in der Klasse. Das Kind hat sein Notfallspray immer dabei und trotzdem habe ich schon Angst davor, den ersten Asthmaanfall live zu erleben. Ich bin noch nie in eine solche Situation geraten. Natürlich weiß ich in der Theorie, was ich dann tun soll. Und trotzdem habe ich Angst davor. Also kann ich sehr gut nachvollziehen, dass diabetestechnisch ungeschulte Menschen unsicher im Umgang mit dem Diabetes sind und ersteinmal jegliche Verantwortung ablehnen.


Das es sich hier keinesfalls um eine wünschenswerte Situation handelt dürfte unumstritten sein.
Ich bin als Techniker jedoch ein logisch denkender Mensch (zumindest meistens  :rotwerd:), und stelle mir einfach mal die Situation und die Alternativen vor.

Wenn ich als Lehrkraft am liebsten gar nichts von der Krankheit meiner Schüler wissen möchte (Vogelstrauss), wie will ich ihm dann helfen wenns mal so weit ist? Einfach liegen lassen? Kann ich mir nicht vorstellen.

Anderseits könnte ich natürlich versuchen den Umgang mit solch einem Schüler zu meiden. Als Lehrer aber sicherlich ein eher aussichtsloses Unterfangen.

Wenn ich also im Fall es Falles nichts falsch machen möchte (und ich denke die Ängste die man hat sind genau die blos nichts falsch zu machen), dann muss ich mich mit der Situation bzw. der Krankheit halt vertraut machen. Denn nur wenn ich weiß wie ich in einer Notsituation handeln muss, kann ich ihr auch gelassen entgegen sehen.
Da du ja erwähnst, dass ihr noch andere Kinder mit anderen schweren Krankheiten an der Schule habt (was ja bei genauerer Betrachtung auch logisch ist), mache doch im Kollegium mal den Vorschlag in jedes Klassenzimmer einen Plan zu hängen wie bei welcher Notsituation zu verfahren ist.
Einfach um deinen Kollegen mehr Sicherheit und Rückendeckung zu geben (positiv formulieren).

Viele Grüße
Mathias  :)


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Offline klausing

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #36 am: November 02, 2007, 19:26 »
Zitat
Ich bin als Techniker jedoch ein logisch denkender Mensch
Das dachte ich als Datamanager auch, bis mir mal in einem Kaufhaus auf der Treppe eine junge Medizinstudentin in die Arme gefallen ist und ohnmächtig wurde. Ich war so perplex, dass ich im ersten Augenblick nicht wusste was ich machen sollte.
Erst eine weitere Passantin half mir auf die Sprünge ... flach hinlegen und Beine hoch.  So kam sie nach 2 Minuten wieder zu sich. Es stellte sich heraus sie war am Morgen Blut spenden und hatte seit dem nichts gegessen oder getrunken.
Am Ende war es sicher eine ähnliche Situation wie ein Lehrer in der Schule erleben würde. Man steht "hilflos" da von vielen Gaffern / in der Schule sind es Kinder umgeben und muss die Situation bewältigen und will dabei aber auch keinen Fehler machen...

Hätte mich einer vorher gefragt was man in so einer Situation machen muss, hätte ich alles nur so runter gebetet. Aber in der Situation selbst habe ich mich echt hilflos gefühlt. Von daher kann ich den Respekt bzw die Angst vor solchen Situation nachempfinden.

Offline Akina

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #37 am: November 02, 2007, 21:08 »
Hallo,

nach meinen Informationen sind die Eltern eines chronisch kranken Kindes verpflichtet, dies bei der Anmeldung ihres Kindes der Schule mitzuteilen.

Ausserdem müssen sie angeben, welche Maßnahmen im Notfall anzuwenden sind und die etwa notwendigen Medikamente den Kindern täglich mitgeben.

Wenn alle Lehrerinnen und Lehrer eines betroffenen Kindes über diese Notfallmaßnahmen informiert sind, wo ist das Problem ?

Man kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass sich das Lehrpersonal mit allen chronischen Krankheiten auskennt und bei Komplikationen entsprechend richtig reagiert !

Hier sind die Eltern in der Pflicht und aus dieser Verantwortung darf man sie auch nicht entlassen.

"was wäre Schule schön, wenn da nicht die Kinder und Eltern wären !"
@ Andreas: Ironie
Liebe Grüße,

Akina

Offline Ludwig II

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #38 am: November 02, 2007, 22:43 »
Meine Tochter soll jetzt eine " Notfallspritze " beibringen. Gluckagon?
LG Ludwig

Offline Joerg Moeller

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #39 am: November 03, 2007, 01:54 »

Meine Tochter soll jetzt eine " Notfallspritze " beibringen. Gluckagon?


Ja. Im diabetischen Notfall (Diabetiker wird bewußtlos) würde ich immer Glukagon spritzen, nachdem ich 112 angerufen habe.

Noch besser wäre natürlich Glukose (denn Glukagon mobilisiert die ja erst, was naturgemäß länger dauert).
Das Problem ist aber, daß man Glukose nicht s.c. spritzen kann sondern nur i.v. und das erfordert eine fundierte medizinische Ausbildung. (Jeder der schonmal versucht hat eine kollabierte Vene zu punktieren weiß was ich meine)
Zudem wäre die Konzentration in einer Glucosespritze zu minimal, um etwas zu erreichen; die Glukose müsste infundiert werden. Man kann Glukose zwar sehr hoch konzentrieren, aber dann ist es nicht mehr für einen peripher-venösen Zugang geeignet sondern nur für einen zentral-venösen. (Und den kann erst recht nurein Profi legen)

Von Laien kommt dann oft die Frage: "Was aber ist, wenn der Diabetiker nicht bewußtlos geworden ist weil er zu tief, sondern weil er zu hoch ist?"
Die Antwort ist simpel: dann macht das bißchen mehr an Glukose den Kohl auch nicht mehr fett. Ist der BZ hingegen zu tief kann genau diese Menge reichen, das Bewußtsein wieder herzustellen.

Man sollte dann aber im Umgang mit Glukagon geschult sein. Das gibt es nicht als Fertigspritze, sondern nur mit zwei Komponenten: eine Fertigspritze mit Lösungsmittel (Aqua dest) und einem Fläschchen mit Glukagon in Pulverform: Vor der Injektion muß das Lösungsmittel in das Pulverfläschchen gespritzt werden, die Flasche ein bißchen bewegt werden damit es sich möglichst vollständig auflöst und dann wird wieder die Spritze aufgezogen und injiziert. Das dann allerdings subkutan und da ist es egal wohin.

Das würde ich den Lehrern, die die diese Notfallspritze fordern mal klarmachen, denn ich bin mir nicht so sicher, ob es denen bewußt ist. Für mich als Intensivpfleger wäre es absolut kein Problem in einem solchen Notfall die Ruhe zu bewahren und die Spritze zügig vorzubereiten und zu verabreichen. (Da hab ich schon ganz andere Notfälle gehabt)

Aber ob das auch ein Laie hinkriegt, der das erste Mal damit konfrontiert ist?

Ist schon ein paar Jahre her, da hab ich das mal im Freundeskreis mit einem abgelaufenen Set getestet. War natürlich nicht vergleichbar, denn es war ja kein echter Notfall, aber der Kollege hat ewig gebraucht die Spritze klarzumachen. Hat sich z.B. minutenlang damit aufgehalten die Luftblasen zu entfernen, was völlig unnötig ist.

Ich finde es gut, daß die Lehrer deiner Tochter überhaupt über einen Notfallplan nachdenken. Aber das sollte dann auch vernünftig ablaufen und nicht auf der bloßen Scheinsicherheit beruhen "Kann nix passieren, wir haben ja eine Spritze".
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