Hey Jörg!
Woher kommt das? Was ist passiert in der Zeit zwischen "Bärchen als kleines Kind" und "Bärchen heute"?
Zu viel! Ich durfte seit ich drei oder vielleicht auch vier Jahre alt bin nicht mehr wirklich Kind sein.
Ein Kind spielt, lacht, weint, entdeckt die Welt, lernt dazu, hat die Liebe seiner Eltern und wenn es ein bißchen größer wird, dann übernimmt es kleine Aufgaben zu Haus: sein Zimmer aufräumen, mal den Müll wegbringen oder Geschirr spülen.
Was waren deine Aufgaben?
Wer hat dir beigebracht zu zweifeln, daß du es wert bist? Oder überhaupt zu denken, daß du ein Geschenk wert sein müsstest?
Klingt jetzt ein bisschen hart, aber im Grunde: meine Mutter!
Ich habe gelernt, dass ich nicht mal wert bin zu leben.
Wodurch hast du das gelernt?
Erst langsam kämpfe ich gegen diesen Gedanken an und versuche etwas neues zu lernen! Aber das, was mir Jahre lang eingeredet / beigebracht / gezeigt wurde, ist schwer zu vergessen.
Versuch es gar nicht erst!
Du kannst es vielleicht eine zeitlang verdrängen, aber das ist wie eine grauenvolle Melodie. Wenn du viel Krach schlägst, dann mußt du sie nicht mehr hören, aber sowie du mit deinem Krach aufhörst ist sie wieder da. Und früher oder später geht dir die Kraft aus, weiter Krach zu schlagen.
Erst wenn du dich intensiv mit dieser Melodie befasst, dann kannst du auch die einzelnen Noten erkennen. Und manchmal reicht es schon zu sehen, wie stümperhaft die aneinandergereiht sind. Eine kleine Veränderung hier, einen winzigen Strich dort, und irgendwann klingt sie nicht mehr so grauenvoll.
Aber das ist schwer und fast unlösbar, wenn man niemanden an sich heranlässt, der einem Notenkunde beibringen könnte.
Vor allem beginnt man nach der Zeit das selber zu glauben, grade, wenns einem als Kind schon immer gesagt wird.
Absolut!
Vor allem ist es leichter sich selber so mies zu sehen, wie der Elternteil, der das geprägt hat. Das ist man einfach gewohnt und Gewohntes bietet Sicherheit.
Sich dagegen zu stellen ist fast so, als würde man sich selber den Boden unter den Füßen wegziehen. Denn dann muß man sich der Erkenntnis stellen, daß man nicht in einer sicheren Umgebung aufgewachsen ist. Gleichzeitig liebt ein Kind seine Eltern, egal wie brauchbar die sind oder nicht sind. Und jemand
lieben, der so fehlerhaft ist? Klingt nicht sehr ermutigend...
Da kann man schon Schuldgefühle bekommen ("Wie kann ich jemand lieben, der so mies ist").
Aaaber: wen hat man wirklich geliebt? Der, der da war oder den, der hätte da sein sollen?
Und dann ist man irgendwann an nem Punkt, an dem Auswege sucht. Nur leider die Flaschen...
Und bei vielen ganz im Sinne dieses "Freud´schen Versprechers".