Autor Thema: Was ist euch wichtig?  (Gelesen 28795 mal)

Offline vreni

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #60 am: März 30, 2004, 07:27 »
Zitat
Ich hasse es. Und ich hasse mich, wenn ich es nicht schaffe
Dein Verhalten ist für mich absolut nicht verachtenswürdig. Es ist ein Ausdruck von Deinem Befinden, Deiner Gefühls- und Lebenslage. Und wenn Du die verabeiten kannst, wird es Dir leichter fallen nicht mehr "rückfällig" zu werden.
Und weisst Du was "alles was einem nicht umbringt, macht stark" .
Ich finds auf jedenfalls Spitze die 10 Wochen clean und die Therapie und hoffe, dass Du eine gute(n) Therapeute(in) hast.
Ich  denke an Dich und wünsche Dir einen guten sonnigen Tag.
vreni

Bärchen

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #61 am: März 30, 2004, 08:20 »
Zitat
Lässt er dich außer den Freiheiten denn wenigstens jetzt so etwas wie Geborgenheit spüren?
Nein, aber das geht schon in Ordnung so.

Zitat
Es gibt eine Diskussionsgruppe im Usenet, die heißt de.etc.selbsthilfe.missbrauch.
Ja, es gibt da so einiges. Ich war häufig auf www.rotetränen.de
Das Problem ist nur, dass es mir zwar in gewissem Maße geholfen hat, ich aber auch nach einiger zugeben musste, dass mich das ziemlich stark triggert. Das ist dann ja nun eher nicht der gewünschte Effekt... *schwach lächel*

Zitat
Ich  denke an Dich und wünsche Dir einen guten sonnigen Tag.
Dankesehr! Eure Anteilnahme bedeutet mir echt viel!
Dir / Euch auch einen schönen Tag! LG, Bärli

Offline Joerg Moeller

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #62 am: März 30, 2004, 13:18 »
Zitat
Lässt er dich außer den Freiheiten denn wenigstens jetzt so etwas wie Geborgenheit spüren?
Nein, aber das geht schon in Ordnung so.

Klar ist das jetzt in Ordnung, du lebst ja auch bei ihm. Aber behalte dir ruhig das Recht vor, es irgendwann (auch im Nachhinein) nicht mehr in Ordnung zu finden.

Zitat
Das Problem ist nur, dass es mir zwar in gewissem Maße geholfen hat, ich aber auch nach einiger zugeben musste, dass mich das ziemlich stark triggert. Das ist dann ja nun eher nicht der gewünschte Effekt... *schwach lächel*

Zumindest dann nicht, wenn du es (noch) nicht auffangen kannst. Ich hab die Erfahrung gemacht, daß Trigger - wenn man in der Therapie etwas fortgeschrittener ist - auch nützlich sein können. Sie können zum einen Hinweise auf etwas geschehenes geben (immerhin muß dem Trigger ja etwas reales zugrundeliegen) und zum anderen hat man so einen direkteren Zugriff auf die Gefühlsebene, die mit diesem Erlebnis verknüpft ist.

Aber vorher kommt immer der erste Schritt eine Therapie: Sicherheit. Wenn man es schafft, sich selbst in einer sicheren Umgebung zu wissen, dann ist so ein Trigger nicht mehr länger eine fast reale Situation, sondern eher wie ein Horrorfilm, den man sich ansieht (wo einem ja auch nichts passieren kann außer sich zu schrecken)

Deswegen finde ich es auch wichtig, daß du in der Therapie "dranbleibst". Wenn nicht mit dem jetzigen Therapeuten, dann mit einem anderen. Viele wechseln, wenn sie nicht mehr weiterkommen und das ist gut so. Manchmal ist so einer eben nur für eine gewisse Phase der Therapie der richtige. Aber je früher du in der Therapie Fuss fassen kannst, desto eher kannst du anfangen wirklich zu leben, anstatt immer nur auf der Flucht vor der Vergangenheit zu sein.
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Bärchen

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #63 am: März 30, 2004, 18:02 »
Zitat
Aber behalte dir ruhig das Recht vor, es irgendwann (auch im Nachhinein) nicht mehr in Ordnung zu finden.
Ich weiß nicht. Ich kann das ja nicht von ihm erwarten, nur weil er mein Vater ist. Genauso wenig, wie ich von jemandem verlangen kann, dass er mich in seiner Nähe akzeptiert, nur weil ich zur "Familie" gehöre.

Zitat
Ich hab die Erfahrung gemacht, daß Trigger - wenn man in der Therapie etwas fortgeschrittener ist - auch nützlich sein können.
Denke, so weit bin ich noch nicht. Darf ich fragen, was bei dir war?

LG, Bärchen

Offline Joerg Moeller

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #64 am: März 30, 2004, 21:50 »
Zitat
Aber behalte dir ruhig das Recht vor, es irgendwann (auch im Nachhinein) nicht mehr in Ordnung zu finden.
Ich weiß nicht. Ich kann das ja nicht von ihm erwarten, nur weil er mein Vater ist.

Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: du kannst was nicht von ihm verlangen?

Zitat
Genauso wenig, wie ich von jemandem verlangen kann, dass er mich in seiner Nähe akzeptiert, nur weil ich zur "Familie" gehöre.

Das ist was anderes. Ich trenne einfach mal zwischen Eltern und Rest-Familie. Von den Eltern kann man es verlangen (wenn sie nicht bloße Erzeuger sind). Ob man es verlngen will steht auf einem anderen Blatt.

Zitat
Zitat
Ich hab die Erfahrung gemacht, daß Trigger - wenn man in der Therapie etwas fortgeschrittener ist - auch nützlich sein können.
Denke, so weit bin ich noch nicht.

Na ich bitt´dich... Nach zwei Sitzungen doch noch nicht.

Zitat
Darf ich fragen, was bei dir war?

Bunte Mischung. Hauptsächlich Mißhandlung, im Vorschul-/Grundschulalter ein bißchen sexuelle Gewalt und dazwischen immer mal ein wenig Vernachlässigung (was ich eher "genoßen" habe; war mal ein bißchen Ruhephase)

Aber wenn dir jetzt ein "Bei mir war es nicht so schlimm" auf den Lippen, bzw. der Tastatur liegt: Vergiß es!
Es gibt keine Opfer erster, zweiter, dritter... Klasse.
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Bärchen

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #65 am: März 30, 2004, 22:02 »
Zitat
Aber wenn dir jetzt ein "Bei mir war es nicht so schlimm" auf den Lippen, bzw. der Tastatur liegt: Vergiß es!
Es gibt keine Opfer erster, zweiter, dritter... Klasse.
Jedes Kindheitstrauma, gleich welcher Art, ist eins zuviel!
Aber trotzdem...

Wie hast du's geschafft dabei zu überleben? Hört sich jetzt ein bisschen merkwürdig an, meine aber, wie du's geschafft hast, damit umzugehen.

Zitat
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: du kannst was nicht von ihm verlangen?
Zitat
Lässt er dich außer den Freiheiten denn wenigstens jetzt so etwas wie Geborgenheit spüren?
Also ich kann nicht verlangen, dass er mir so etwas wie Geborgenheit gibt. Könnte er auch gar nicht, weil ich blockieren würde. Also soll oder darf er gar nicht, von daher geht das schon echt in Ordnung so...

Wünsche noch einen schönen Abend
LG, Bärli

Offline vreni

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #66 am: März 31, 2004, 07:36 »
Zitat
Also ich kann nicht verlangen, dass er mir so etwas wie Geborgenheit gibt.
Ich habe 2 erwachsene Kinder und es gibt einen Spruch. "wenn sie klein sind gib ihnen Wurzeln, wenn sie gross sind verleih ihnen Flügel."
Geborgenheit ist schon ganz wichtig - wenn die Eltern nicht geben, fehlt den Kindern das sogenannte Urvertrauen (in Menschen) im ganzen Leben.

Ich habe die Dinge, die schief gelaufen sind (und es waren auch einige) in meiner Kindheit so bewältigt indem ich mich mit der Vergangenheit meiner Mutter beschäftigte  und dann Stück für Stück begriffen habe, dass ihre eigenen Voraussetzungen so schlecht waren, dass ihr Verhalten die direkte logische Folge davon war.
Aber das hat Jahre gedauert und einiges habe ich erst verstanden als ich eine eigene Familie hatte.
Kinder bringen wieder eine ganz neue Sicht (Dimension) ins Denken. Mir haben die Kinder mehr gegeben als ich ihnen je geben kann.

En ganz en schöne Tag wünsch ich Euch
liebi Grüess
vreni




Offline Joerg Moeller

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #67 am: März 31, 2004, 10:18 »
Zitat
Aber wenn dir jetzt ein "Bei mir war es nicht so schlimm" auf den Lippen, bzw. der Tastatur liegt: Vergiß es!
Es gibt keine Opfer erster, zweiter, dritter... Klasse.
Jedes Kindheitstrauma, gleich welcher Art, ist eins zuviel!
Aber trotzdem...

...bist du du und ich bin ich. Es ist egal, ob du dir den Fuß verbrannt hast oder das ganze Bein: Schmerz ist Schmerz.
(Die Therapie zwischen diesen beiden Dingen ist unterschiedlich ausgeprägt, aber das ist auch alles)

Zitat
Wie hast du's geschafft dabei zu überleben? Hört sich jetzt ein bisschen merkwürdig an, meine aber, wie du's geschafft hast, damit umzugehen.

So ähnlich wie du: ich habe mir einen Mechanismus geschaffen, der mir hilft. Bei mir war es die Fähigkeit Stimmungen wahrzunehmen; quasi hinter die Maske zu schauen, die ein Mensch trägt. So konnte ich das schlimmste verhindern. Und ich habe gelernt jedem nur bis zu einem gewisen Punkt zu vertrauen.

Zitat
Also ich kann nicht verlangen, dass er mir so etwas wie Geborgenheit gibt. Könnte er auch gar nicht, weil ich blockieren würde. Also soll oder darf er gar nicht, von daher geht das schon echt in Ordnung so...

Das sehe ich anders. Sicher, du würdest blockieren, und das auch völlig zu recht! Immerhin hat er sich in der Vergangenheit nicht als sehr vertrauenswürdig erwiesen.
Trotzdem könnte er es schaffen wenn er es wollte. Er müsste sich nur Zeit nehmen. Der letzte Mensch der es bei mir geschafft hat hat sich über drei Jahre Zeit genommen. War für mich da, hat mich nie zu etwas gedrängt und hat sehr behutsam auf meine Reaktionen geachtet. Irgendwann war ich dann soweit, daß ich - von diesem Menschen - Nähe zulassen konnte. Und aus dem "Nähe zulassen" ist dann irgendwann auch "Nähe wünschen" geworden.
Ich weiß, daß u dir das nur schwer vorstellen kannst, wäre mir vor ein paar Jahren nicht anders ergangen.Aber möglich ist es...
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Offline Joerg Moeller

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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #68 am: März 31, 2004, 10:35 »
Ich habe die Dinge, die schief gelaufen sind (und es waren auch einige) in meiner Kindheit so bewältigt indem ich mich mit der Vergangenheit meiner Mutter beschäftigte  und dann Stück für Stück begriffen habe, dass ihre eigenen Voraussetzungen so schlecht waren, dass ihr Verhalten die direkte logische Folge davon war.

Das war dein Weg, aber ich lehne den ab. Wenn jemand - aus welchen Gründen auch immer - seinen Kindern nicht die Wärme und Geborgenheit geben kann, die ihnen seit ihrer Geburt zustehen, dann sollte er erst gar keine Kinder bekommen. Eine eigene schlimme Kindheit ist keine Ent-Schuldigung für solches Verhalten.
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Re:Was ist euch wichtig?
« Antwort #69 am: März 31, 2004, 11:02 »
Zitat
dann sollte er erst gar keine Kinder bekommen
Einverstanden, aber es ist u.a. eine Frage der Intelligenz (Unvermögen, Mankos zu erkennen) das zu entscheiden.
liebe Grüsse
vreni
P.S. und weisst Du was, ich bin froh dass ich lebe
 :D